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Interview Bundesfreiwilligendienst

Interview: Bundesfreiwilligendienst 2020/2021

Eine Bundesfreiwillige gewährt einen Einblick in ihre Tätigkeiten beim BUND Kreisverband Frankfurt am Main

BFD-Interview Katja Walker (BFDlerin) bei einer Demo in Frankfurt.  (© FSH)

Kerstin: Katja, wie bist du auf die Idee gekommen aus dem Berufsleben auszusteigen und einen Bundesfreiwilligendienst (kurz: BFD) zu machen?
Katja: Ich komme beruflich aus dem filialisierten Einzelhandel. Mit einem Kulturwandel und Umstrukturierung standen neue Firmenwerte ins Haus. Quantität vor Qualität ist nicht meine Welt. Für mich zählen soziales Miteinander, gesundes Leben und Arbeiten, nachhaltiges Wirtschaften sowie eine intakte Natur als erstrebenswerte Prioritäten.

Ich suchte daher nach einer Tätigkeit, die Sinn macht und das nachhaltig. Auch um eine berufliche Umorientierung auszuloten.

Kerstin: Und warum gerade beim BUND?
Katja: Ich habe gezielt nach einem ehrenamtlichen Engagement im Umweltschutz gesucht. Der BUND war mir schon vorher ein Begriff, z.b. durch die Bildungsstätte "Wildkatzendorf Hütscheroda" (Thüringen) nahe meines Heimatortes. Daraufhin bin ich Mitglied geworden. Zufällig wurde zu der Zeit in Frankfurt gerade ein*e Bundesfrewillige*r gesucht.

Kerstin: Bei allem Idealismus, aber wie sieht es mit dem Verdienst aus?
Katja: In der Tat sollte man sich diesen Aspekt genau überlegen. Es handelt sich um eine Nichtregierungsorganisation (kurz: NGO), die sich primär von Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert, sodass kein existenzsichernder Lohn, sondern ein Taschengeld gezahlt wird. Man ist als Bundesfrewillige*r jedoch in allen Sozialversicherungen pflichtversichert. Das reichte mir. Für alles darüber hinaus hatte ich Unterstützung aus der Familie.

Finanziell wird man nicht reich, entlohnt wird man dennoch angemessen. Man erfährt Zusammenhalt, Wertschätzung und Selbstwirksamkeit. Das ist unbezahlbar!

Kerstin: Welche Themen interessierten dich ?
Katja: Ziemlich viele ;-) Gemäß dem Motto: " All things are connected." Konkreter: Konsum, Müll, Mobilität, Umweltbildung.

Kerstin: Hat sich das im Laufe des BFD verändert? Welche Themen sind dir besonders wichtig und warum?
Katja:
1. (Stadt-) Bäume: Bereits als Kind hatte ich ein Faible für Bäume. Sensibilisiert für die Trockenheit, bin ich dieses Jahr Baumpatin einer Rosskastanie vor meiner Haustür geworden. 80-100l einmal in der Woche lautet die Gießempfehlung des BUND Hessen. Puh, das ist viel Wasser. Ich habe mir Tipps aus der Landesgeschäftsstelle geholt und begonnen Grauwasser zu sammeln, sodass ich kein Trinkwasser verschwenden muss.

2. Müll: Während des Lockdowns aufgrund der Corona- Pandemie habe ich die Spaziergänge nach der Arbeit noch intensiver genossen. Bewusster wurde mir, bei oberflächlich wirkender Sauberkeit, leider auch die zunehmende Vermüllung. Besonders ärgerlich ist die Konsequenz, Schlagwort: Mikroplastik und Wasserverschmutzung. Nein, ich muss keine Sozialstunden ableisten, ich habe freiwillig mit dem Müllsammeln begonnen. Greifer und Müllbeutel habe ich heute noch oft dabei und mittlerweile auch Mitstreiter aus der BUND Stadtgruppe Mitte gefunden.

3. (Wild-)Bienen: Ich durfte im Zuge des BFD in der Kindergruppe Nord mitarbeiten. Hier habe ich viel auch für mich privat herausziehen können. Gleich beim ersten Treffen wurde vermittelt, wie mein Frühstück mit bzw. ohne die Bestäuberleistung von (Wild-) Bienen aussehen würde. Zum Glück gab es nach dem Schock später auch Handlungsempfehlungen. Die Wildbienennisthilfe habe ich während des Lockdown nach gebastelt. Dann kam eines zum anderen. Ich habe diese fleißigen Tierchen beim Bezug ihrer Behausung beobachtet und mich gefragt, wovon sie sich ernähren. Das nächste Projekt war dann der Anbau von verschiedenen Kräutern im (Balkon-) Garten, die den Bienen und mir schmecken.

Kerstin: Was hast du in deiner Zeit als BFD alles gemacht?
Katja: Zum "Alltagsgeschäft" gehörte die Kommunikation über alle gängigen Kanäle, die Organisation von (Online-)Veranstaltungen, sowie die generelle Pflege digitaler Medien (Homepage, Facebook-Auftritt). Auch den Kreisverbandsnewsletter habe ich mit meinen Kolleg*innen gestaltet.

Darüber hinaus habe ich an der NixNox Demo teilgenommen.

Auch habe ich in die Veranstaltung "konsumkritischen Stadtrundgang" der BUNDjugend Hessen, sowie - wie bereits erwähnt- in die Bildungsarbeit der Kindergruppe Nord hineinschnuppern dürfen.

Kerstin: Ja, dann kam Corona. Wie war das für dich?
Katja: Ich hatte erst das Gefühl, dass aufgrund der Pandemie bedingten Absagen gar nicht viel stattgefunden hat, über Stillstand oder gar Langeweile kann ich mich dennoch nicht beklagen.

Es war für uns alle eine einschneidende Erfahrung. Zum Glück dauerte die Schockstarre nicht gar zu lange. Ich durfte ins Homeoffice umziehen und konnte (fast) normal weiterarbeiten. Nur eben digitalisierter mit Onlineseminaren, Videokonferenzen, Telefonaten und klassischen Mails.

Da haben sich wirklich alle Akteure große Mühe gegeben.

Wichtig war die Umweltthemen, allen voran die Klimakrise aufgrund der Überpräsenz von Corona im Blick der Öffentlichkeit zu halten.

Die Veranstaltung "mainZukunftspavillon" auf dem gesperrten Mainkai konnte dann unter strengen Auflagen stattfinden. Gleiches gilt für den globalen Klimastreik. Bevor dann der zweite Lockdown verhängt wurde.

Auch Gruppengründungen (Rödelheim und Stadtgruppe Mitte) durfte ich in dieser Zeit organisatorisch und inhaltlich begleiten.

Kerstin: Nun endet dein BFD im Februar 2021. Was nimmst du aus der Zeit beim BUND mit? Wie sieht deine berufliche Umorientierung nach einem Jahr BFD aus?
Katja: Ich werde meine Schwerpunkte Bäume, Müll und Bienen vertiefen. Auch werde ich im BUND Frankfurt ehrenamtlich aktiv bleiben. Beruflich steht der Wechsel in die Verwaltung des BUND Landesverband Hessen e.V. an. Ich freue mich schon sehr!

Kerstin: Würdest du es wieder tun und welche Tipps hast du für Interessenten?
Katja: Auf jeden Fall! Die Erfahrungen in diesem Jahr haben mich sehr bereichert.
Informieren. Bewerben. Vorbeikommen. Mitmachen!

Kerstin: Noch ein paar Worte zum Abschied?
Katja: Ich möchte mich herzlich beim gesamten BUND Kreisverband Frankfurt und dem BUND Landesverband Hessen für die Einblicke, Informationen und Unterstützung bedanken. Darüber hinaus ein Dank an all die Akteure, die sich fachlich versiert und sehr intensiv für die Themen und Projekte ehrenamtlich engagieren.

Kerstin: Danke, Katja.
Katja: Gern.

Das Interview führte: Kerstin Hedrich, Geschäftsstellenleiterin des BUND Kreisverband Frankfurt