Pressemitteilung: BUND Frankfurt - Mobilitätswende mit regionaler Perspektive und gerecht zugeordneten Verkehrskosten vorantreiben.
Frankfurt, 05. Mai 2021 - Der BUND Kreisverband Frankfurt freut sich über diesen Erfolg: Über 3.500 Radler nahmen am 2. Mai an der Sternfahrt zum Frankfurter Mainkai teil. Initiator war die von mehr als 20 Umweltgruppen und –vereinen unterstützte Initiative KlimaGerechtUnterwegs. Auf dem Mainkai wieder autofreien Lebensraum zu schaffen, das ist eines der Ziele, denen sich der BUND zusammen mit dieser Initiative im Rahmen der Mobilitätswende verschrieben hat.
Die Mobilitätswende ist ein Ziel in der Stadt Frankfurt und in die Region FrankfurtRheinMain, die vom Regionalverband repräsentiert wird. Wir begrüßen, dass die Region zusammen mit 108 Kommunen aus sechs Landkreisen sowie den Städten Frankfurt und Offenbach in einem umfassenden Planungsprojekt an der Mobilitätswende arbeitet - mit Förderung der Europäischen Union im Rahmen der Aktion Sustainable Urban Mobility Plan (SUMP). Ziele dieses Projektes sind neben weiteren bis zum Jahr 2030:
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Die fußläufige Erreichbarkeit von ÖPNV-Haltepunkten binnen fünf Minuten.
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Ein flächendeckendes Radwegenetz, neue Radschnellwege, Ausbau multimodaler Orte zur Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsträger, Einrichtung weiterer Schnellbuslinien, weitere Park&Ride-Plätze vor den Großstädten und ggf. Urbane Seilbahnen.
Verschiebung des modalen Verkehrssplits zugunsten des umweltgerechten Anteils: Der Verkehr verteilt sich derzeit zu 45 % auf Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor und zu 55 % auf umweltfreundliche Verkehre: zu Fuß, per Rad oder per ÖPNV. Bis 2030 soll der Kfz-Anteil auf 35 % sinken, der umweltgerechte Anteil entsprechend auf 65 % steigen.
Die Bedürfnisse von Wirtschaft, Menschen und Klimaschutz sollen harmonisiert, die verkehrsmindernde Ausbreitung von Heimarbeitsplätzen gefördert und die Umsetzung multimodaler Konzepte für die Dienstmobilität – anstatt bisheriger Dienstwagen-Flotten - soll verstärkt werden. Besonders in den Städten soll der Wirtschaftsverkehr gebündelt und zum Beispiel mit Ladezonen und Mikrodepots effizienter gestaltet werden. Die Orientierung am europäischen Rahmen hat anscheinend sehr zu dem umfassenden Zielkatalog zur Mobilitätswende der Region beigetragen.
Das Ziel einer 5-minütigen Zufuß-Entfernung zu ÖPNV-Haltepunkten schließt an das Förderprojekt „Frankfurter Bogen“ des Hessischen Wirtschaftsministers an, das den Wohnungsbau an Orten fördert, von denen aus der Frankfurter Hauptbahnhof per ÖPNV in 30 Minuten erreicht werden kann. Die davon begünstigten Gebiete werden mit dem regionalen ÖPNV-Ausbau automatisch immer größer.
Weitere notwendige Maßnahmen aus Sicht des BUND sind mehr Sharing-Angebote für Autos und Lastenräder, autonom fahrende Kleinbusse auf schwach frequentierten Linien sowie die Änderung des Mobilitätsverhaltens der Menschen. Ca. 400.000 Personen pendelten vor der Pandemie täglich nach Frankfurt. Mit den hier dargestellten Zielen könnten diese immense Zahl sowie der prozentuale Anteil des die Luft verschmutzenden motorisierten Individualverkehrs (MIV) deutlich reduziert werden.
Mobilitätswende fördern - Modale Verkehrskosten gerecht zuordnen
Der BUND fordert, für den motorisierten Individualverkehr eine verursachergerechte Kostendarstellung herbeizuführen, um so die versteckten Kosten insbesondere für Infrastrukturen und für die Abwehr von Umweltschäden aufzudecken – hier also Straßenbau, Instandhaltung sowie die Folgekosten der Luftverschmutzung (verbunden mit Lärm, Abgasen, Feinstaub). Heute werden solche Kosten indirekt auf alle Bürger*innen umgelegt.
Der Bericht des europäischen Projektes SIPTRAM (*), an dem auch der VCD mitgewirkt hat, zeigt dazu interessante Zahlenbeispiele: „Für Straßen lässt sich beispielsweise auf Grundlage der räumlichen und zeitlichen Flächeninanspruchnahme und dem Grad der Abnutzung ableiten, dass die Ausgaben zu 80 bis 90 Prozent dem Autoverkehr zuzuordnen sind, während der Anteil anderer Verkehrsmittel bei rund zehn Prozent liegt.“ Einer hier gezeigten Tabelle für zehn deutsche Städte zufolge ergibt sich ein Mittelwert für den Anteil ungedeckter Verkehrskosten in deutschen Städten von 30 %. Dresden liegt mit 14 % am unteren, Ludwigsburg mit 47 % am oberen Ende der Skala.
Wolf-Rüdiger Hansen vom BUND Kreisverband Frankfurt zieht daraus den Schluss: „Eine klare Kostenzuordnung würde den motorisierten Individualverkehr verteuern. Damit könnte mehr Budget in umweltgerechte Verkehrsinfrastrukturen gelenkt werden. Zur Finanzierung der Mobilitäts- und Klimawende ist es deswegen notwendig, die öffentlichen Haushalte so umzustrukturieren, dass Transparenz über die modalen Verkehrskosten hergestellt wird und diese endlich verursachergerecht zugeordnet werden können.“
Erstmal keine Fahrverbote wegen zu hoher Luftverunreinigung
„Die Luftqualität in Frankfurt hat sich in den vergangenen Monaten insgesamt positiv entwickelt, so dass ab 1. Juli 2021 keine Fahrverbote eingeführt werden müssen.“, sagte gestern die hessische Umweltministerin Priska Hinz. Rosemarie Heilig, die Frankfurter Umweltdezernentin, ergänzt selbstkritisch: „Unser städtisches Maßnahmenpaket, die Verdrängungseffekte durch saubere Neufahrzeuge und weniger Verkehr aufgrund der Corona-Pandemie haben die Belastung zwar gesenkt, doch wir müssen uns vorsehen. Für das dritte Quartal konnten wir Fahrverbote nun gerade so vermeiden, das soll auch in Zukunft so bleiben.“ Heilig verweist darauf, dass der „gleitende Jahresmittelwert“ für Stickstoffdioxid unter 41 μg/m3 liegen muss. In der Mainzer Landstraße (40,5 μg/m3), Am Erlenbruch II (38,7 μg/m3) und in der Battonstraße (37,8 μg/m3) waren die Werte noch ziemlich kritisch. Die Verringerung der Luftbelastung in Frankfurt muss also weiter deutlich sinken. Ein guter Grund, die Mobilitäswende in Frankfurt weiter mit Nachdruck voranzutreiben.
(*) Quelle: „Versteckte Kosten des städtischen Autoverkehrs - Öffentliche Gelder für den privaten Verkehr.“ (2005) Projektbericht (2005), entstanden im Rahmen des EU-Projektes SIPTRAM „Sustainability in the Public Urban Transport Market“ unter Mitwirkung des Verkehrsclub Deutschland (VCD) und des Städtenetzwerks ICLEI, Freiburg - www.iclei-europ.org.
Kontakt: Wolf-Rüdiger Hansen – Mitglied des Vorstands - BUND Kreisverband Frankfurt
Kasseler Str. 1a, 60486 Frankfurt - ruediger.hansen(at)bund-frankfurt.de - M: 0171 2257 520
geschaeftsstelle(at)bund-frankfurt.de - T: 069 979 489 68 - www.bund-frankfurt.de
„Mobilitätswende jetzt“
Mehr Lebensqualität für die Stadt zurückgewinnen.
Frankfurt, 21. April 2021 - Der BUND Kreisverband Frankfurt unterstützt die Ziele des Aktionsbündnisses KlimaGerechtsUnterwegs, dem sich mehr als 20 Initiativen und Vereine unter dem Motto „Mobilitätswende jetzt“ zusammengeschlossen haben. Die Forderungen dieses Bündnisses sollen in die laufenden Koalitions-verhandlungen in Frankfurt einfließen.
Der BUND Frankfurt teilt die Meinung vieler Frankfurterinnen und Frankfurter, dass der motorisierte Individualverkehr deutlich reduziert werden muss, um die Klimaneutralität der Stadt bis 2035 zu erreichen und dem Ziel einer nachhaltig lebenswerten Stadt gerecht zu werden. Dafür sind zahlreiche Maßnahmen notwendig: Fahrradfreundliche Radwegeführung, Ausbau des ÖPNV, Reduktion des Innenstadtverkehrs und die unverzügliche Erstellung des Masterplans Mobilität.
Autofreier Lebensraum auf dem nördlichen Mainkai schaffen.
Der Durchgangsverkehr muss aus der Stadt herausgenommen werden, der zum Beispiel über die nördliche Mainuferstraße pulsiert. Wer von Ost nach West, von Süd nach Nord oder umgekehrt mit dem Auto fahren will, kann auf die umgebenden Autobahnen ausweichen. Deswegen bedauert der BUND Frankfurt, dass der Verkehrsversuch mit der Sperrung des nördlichen Mainufers im Jahr 2020 abgebrochen wurde.
Dazu Professor Martin Lanzendorf, Mobilitätsforscher an der Goethe-Universität: „Es ist ein großer städtebaulicher Fehler, den Mainkai am Dom entlang als Schnellstraße für den Durchgangsverkehr zu nutzen. Der Mainkai ist ein wertvoller Erholungsraum für die Bürgerinnen und Bürger und sollte autofrei sein“. Wolf-Rüdiger Hansen, Mitglied des Vorstands im BUND Kreisverband Frankfurt, ergänzt: „Die zusätzliche Verkehrsbelastung anderer Stadtviertel während der versuchsweisen Sperrung des Mainkais kann nicht als Argument gegen eine solche Sperrung angeführt werden. Das ist Resultat eines schweren Versäumnisses der Verkehrsplanung, die keine Maßnahmen getroffen hatte, um den motorisierten Durchgangsverkehr großräumig umzuleiten. So eine Sperrung muss Teil eines Mobilitätsplans werden.
Vorrang für den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).
Täglich pendeln bis zu 400.000 Menschen nach Frankfurt. Durchschnittlich 67 Prozent davon kommen mit dem Auto. Dieser Anteil ist maßgeblich auf den ÖPNV zu verlagern. Netzdichte und –kapazität müssen dafür zügig verbessert werden. Beschlossene Maßnahmen zeigen in die richtige Richtung: So die Verlängerung der U2 bis zum Bahnhof Bad Homburg, um die Fahrzeit vom Taunus in die Innenstadt zu verkürzen; die Verbreiterung der S-Bahntrasse nach Bad Vilbel auf vier Gleise zur höheren Taktung der Züge; die Regionaltangente West, um viele Wege zur Arbeit zu beschleunigen und U-Bahnpassagiere von den Innenstadtlinien auf die Peripherie zu verlagern.
Mit dem geplanten U4-Lückenschluss von Bockenheim nach Ginnheim wird endlich ein zweiter Tunnel zur Entlastung des A-Tunnels unter der Eschersheimer Landstraße verfügbar. Er bietet erstmals eine direkte Verbindung für die nordwestlichen Stadtteile zum Hauptbahnhof. Neben U- und S-Bahnen gilt es, auch das Straßenbahnnetz zu erweitern und weitere reservierte Spuren für Busse einzurichten. Die Ampelschaltungen müssen für den Bus- und Straßenbahnverkehr optimiert werden, um die Fahrzeiten zu verkürzen. Die Einführung eines 365-Euro-Tickets für alle Bürger wäre zielführend.
Mehr geschützte Fahrradstreifen.
Der BUND unterstützt die fortschreitende Einrichtung von Fahrradstreifen. Beispielhaft ist die Friedberger Landstraße, eine wichtige Zufahrtsstraßen zur City. Dort wurden Radstreifen auf der rechten Fahrspur rot markiert und Autos auf die linke Spur zurückgedrängt. Gleiches wurde auf der innerstädtischen Hochstraße realisiert. Auf der Schlossstraße, auf der ohnehin nur eine Fahrspur je Richtung zur Verfügung steht, wurden Radfahrer bisher zwischen fahrenden und parkenden Autos eingezwängt. Jetzt wurden hier Überholverbotsschilder für Autos aufgestellt und die Geschwindigkeit auf 30 km/h begrenzt. Radler fahren nun mittig auf den Fahrstreifen, Autos reihen sich ein. (s. Foto)
Der Masterplan Mobilität muss her.
Der BUND begrüßt das Vorhaben des Frankfurter Verkehrsdezernats, im Zuge des „Sofortprogramms saubere Luft“ nicht nur Maßnahmen zur Vorbeugung gegen Fahrverbote einzuleiten, sondern auch einen Mobilitätsplan zu entwickeln. Er soll mit dem Konzept „Sustainable Urban Mobility Plan“ der Europäischen Union koordiniert und mit einer Bürgerbeteiligung begleitet werden. Im Zuge dessen fordert der BUND, wo immer möglich seitliche Parkstreifen an den Straßen zu Radwegen, Grünstreifen und Standorten für Bäume umzuwandeln. Parken in der Innenstadt soll auf die Parkhäuser konzentriert werden. Die Zufahrtswege zu den Parkhäusern sollen digital optimiert werden, damit Autos auf der jeweils kürzesten Strecke in die Parkhäuser und wieder herausfinden.
ÖPNV und Wohnungsbau zusammen denken.
Wenn diese Maßnahmen zur Verdichtung und Kapazitätserweiterung der ÖPNV-Linien zügig vorangetrieben werden, wird das auch zu einer Entlastung des Frankfurter Wohnungsmarktes führen, denn Bürger aus der Region gelangen dann schneller zu ihren Arbeitsplätzen.
Aktion zum Motto „Mobilitätswende jetzt“.
Das Aktionsbündnis KlimaGerechtsUnterwegs plant am 02. Mai 2021 eine große Rad-Demo durchzuführen, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Pressemeldung „Mobilitätswende jetzt“ PDF
Kontakt: Wolf-Rüdiger Hansen – Mitglied des Vorstands - BUND Kreisverband Frankfurt
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Pressemitteilung zur Verkehrswende: Einer Studie zufolge führt die fahrradfreundliche Umgestaltung innerstädtischer Straßen zu Umsatzwachstum in anliegenden Geschäften
Auch für den Oeder Weg in Frankfurt bieten sich demzufolge für die Geschäfte gute Umsatzaussichten nach der Einrichtung einer eigenen Fahrradspur.
Frankfurt, 09. März 2021 - Der BUND Kreisverband Frankfurt begrüßt das Bemühen der Stadt Frankfurt mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels und die beschlossene Verkehrswende, dem Radverkehr in der Stadt und seinen Verbindungen zum Umland zügig mehr Raum zu geben. Auch der Frankfurter Städtebaubeirat hat soeben die Stadt darin bestätigt, diesen Weg entschlossen weiter zu verfolgen: „Bei der Verwirklichung der Verkehrswende benötige die Kommune mehr Mut. Das Leitbild der autogerechten Stadt sei überholt, der Fuß- und Radverkehr benötige mehr Raum.“ (FAZ vom 5.3.2021).
Dementsprechend hat das Verkehrsdezernat in jüngerer Zeit u. a. die Friedberger Landstraße so umgestaltet, dass dem Kfz-Verkehr nur noch eine Fahrspur zur Verfügung steht. Die andere ist für Fahrräder reserviert. Nach gegenwärtigem Erfahrungsstand wurden infolge dessen zumindest keine größeren Verkehrsstörungen beobachtet.
Nun wurde eine vergleichbare Maßnahme auf der innerstädtischen Hochstraße durchgeführt und für den Oeder Weg wird ähnliches geplant. Die Veränderung auf der Hochstraße hat prompt den Protest der IHK Frankfurt bewirkt. Dies sei „ein gutes Beispiel für eine eindimensionale verkehrspolitische Maßnahme, die die Bedingungen für die Einzelhändler verschlechtert. Statt Kundenparkplätzen gibt es nun einen Radweg, der kaum genutzt wird“ (IHK-Pressemitteilung vom 04.03.2021). Das ist zu kurz gegriffen, denn die entfernten Parkplätze waren keine Kundenparkplätze sondern öffentlich und fast ununterbrochen belegt.
Wann kommt der Gesamtverkehrsplan?
Nachvollziehbar ist, dass so eine Radspur erstmal bekannt werden muss, ehe sich da mehr Radverkehr bildet. Andererseits ist vorhersehbar, dass sich einzelne Geschäfte über die Maßnahme beklagen - besonders angesichts der Feststellung der IHK, dass die Stadt darüber im Vorfeld „nicht ausreichend mit den betroffenen Unternehmen gesprochen“ hat. Der BUND Frankfurt drängt darauf, dass endlich ein Gesamtverkehrsplan unter Beteiligung aller Akteure erstellt wird. Wie schmerzhaft dieser Plan fehlt, hat jüngst auch die erfolglose Sperrung des nördlichen Mainufers gezeigt.
Beklagenswerter Zustand von Hauptwache und Konstablerwache: Wie lange noch?
Im Zuge der Umsetzung der Verkehrswende stellt die IHK korrekterweise fest, dass der Autoverkehr in die Stadt erschwert werde. (FAZ 06.03.21) Aber daraus zu folgern, dass das die kaufkräftige Kundschaft aus dem Hochtaunuskreis abschrecken könne, halten wir für sehr gewagt. Sicher ist es richtig, dass die U-Bahnstationen Konstablerwache und Hauptwache in einem verwahrlosten Zustand sind und so einen negativen Akzent für die Menschen setzen, die per U- oder S-Bahn in die Stadt kommen. Aber das sollte alle Akteure dazu veranlassen, positiven Druck auf die Stadtpolitik auszuüben, damit hier Zustand und Gestaltung verbessert werden – anstatt darauf zu drängen, den Menschen aus dem Umland weiterhin freie Fahrt mit Autos in die Stadt zuzusichern.
Höherer Umsatz durch Radfahrende wegen höherer Besuchshäufigkeit.
Wir halten es für eine reflexhafte Befürchtung der IHK, dass durch die Verkehrswende und die Umverteilung des Straßenraumes zugunsten von Radfahrenden kaufkräftiges Publikum abgeschreckt würde. Das zeigt auch die im Oktober 2019 abgeschlossene Erfurter Studie über Umsätze, die von Radfahrenden in verschiedenen Städten generiert wurden, so auch in Offenbach. Wir halten sie besonders übertragbar auf die Entwicklung des Oeder Wegs nach der geplanten radfreundlichen Umgestaltung. Verfasst wurde sie von der Fachhochschule Erfurt im Forschungsprojekt „Mit dem Rad zum Einkauf in die Innenstadt" (www.agfk-thueringen.de).
Die Studie ging auch der Frage nach, ob Radfahrer*innen für den Einzelhandel in der Innenstadt ein interessantes Potenzial darstellen. Demnach erzeugten mit dem Kfz anreisende Menschen einen Tagesumsatz von durchschnittlich 25 Euro, gefolgt von den mit Rad oder ÖPNV Anreisenden (21 Euro) und den Fußgänger*innen (18 Euro). Allerdings kamen Menschen zu Fuß 51 Mal pro Jahr ins Geschäft, per Rad 42 Mal, mit dem ÖPNV 40 Mal und per Kfz 29 Mal.
Die Erfurter Studie kommt so zu folgenden Jahresumsätzen pro Person: Kund*innen mit Anreise zu Fuß: 762 Euro; mit Bus oder Bahn: 598 Euro; per Rad: 569 Euro und per Kfz: 477 Euro.
Die Studie stellt fest: „Die These, dass radfahrende Kund*innen für den Einzelhandel ein interessantes Potenzial darstellen, kann bestätigt werden. Zwar weisen Radfahrende in der Erhebung keinen Spitzenwert bezüglich des Umsatzes pro Tag auf, zeigen jedoch eine relativ hohe Besuchshäufigkeit. Sie stehen damit bezüglich des Umsatzes vor den mit Kfz anreisenden Kund*innen.“
Diese Schlussfolgerung bestätigt Professor Dr. Martin Lanzendorf, Mobilitätsforscher an der GoetheUniversität Frankfurt. „Radfahrende sind sehr gute Kund*innen für den Einzelhandel. Sie sind kaufkräftig und erscheinen regelmäßig bis häufig in den Geschäften. Das ist in der Fachwelt wenig umstritten.“
Mehr Aufenthaltsqualität in den Städten nach Wegfall von Parkplätzen.
Auch das Deutsche Institut für Urbanistik verweist in seiner Veröffentlichung „Mit dem Fahrrad zum Einkaufen" (2011) darauf wie folgt: „Der Radverkehr befördert die Belebung der Stadtteilzentren und Innenstädte, er stärkt somit den dortigen Einzelhandel. Mehr Fahrrad- und weniger Pkw-Nutzung spart Platz für hohe Aufenthaltsqualität und trägt so zu einem attraktiven, anregenden Einkaufsumfeld bei.“
Über die Situation am Oeder Weg in Frankfurt sagt Lanzendorf: „Auch wenn durch den Wegfall von Straßenparkplätzen die Umsätze mit Kfz-Anreisenden zurückgingen, so würde dieses Defizit über das Umsatzplus durch Fahrradfahrende und Fußgänger*innen überkompensiert.“
Fazit:
Wolf-Rüdiger Hansen, Vorstandsmitglied beim BUND Frankfurt, resümiert: „IHK, Handwerkskammer und der lokale Einzelhandel sollten zuversichtlich und im Schulterschluss mit der Stadtpolitik und dem Verkehrsamt den Weg zur Verkehrswende vorantreiben und mitgestalten. Zum Wohle unserer Stadt.“
Kontakt: Wolf-Rüdiger Hansen – Mitglied des Vorstands - BUND Kreisverband Frankfurt Kasseler Str. 1a, 60486 Frankfurt - ruediger.hansen@bund-frankfurt.de - M: 0171 2257 520 geschaeftsstelle@bund-frankfurt.de - T: 069 979 489 68 - www.bund-frankfurt.de