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Trinkwasserversorgung

Kann die Frankfurter Trinkwasserversorgung mit dem geplanten Bevölkerungswachstum Schritt halten?

Die Frankfurter Wasserversorgung steckt in einem Dilemma: wachsender Bedarf vs. abnehmende Ressourcen.

Savanne im Vogelsberg Savanne im Vogelsberg  (© SGV Mengel)

  • Trinkwasserbezug aus dem Vogelsberg muss erheblich reduziert werden.
  • Mahnwache „Wasser“ der Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV) auf dem Frankfurter Römerberg am 3. Juli 2020.

Frankfurt, 30. Juni 2020 - Die Frankfurter Wasserversorgung steckt in einem Dilemma: Einerseits haben immer heißere Sommer dazu geführt, dass Frankfurt heißeste Stadt Deutschlands geworden ist; andererseits sinken Grundwasserstände und sterben Wälder ab - im Stadtgebiet sowie in den Wassergewinnungsgebieten Hessisches Ried und Vogelsberg. Ein dritter Faktor verstärkt das Dilemma, nämlich das prognostizierte Wachstum um 90.000 Einwohner bis 2030 - ein Plus von 12 Prozent.

Wie prekär die Grundwassersituation in Frankfurt, im Hessischen Ried und im Vogelsberg ist, zeigt sich an den in allen Gebieten immer massiver auftretenden Trockenheitsschäden. Im Frankfurter Stadtwald sind nur etwa 3 Prozent der Bäume noch gesund – so der Waldzustandsbericht 2019. Das führte bereits zu dem Seufzer der Umweltdezernentin Rosemarie Heilig, dass, wenn der kommende Sommer wieder so heiß würde wie die letzten beiden Sommer, die Bäume kaum noch eine Chance hätten, sich zu erholen (FAZ vom 23.6.2020). Andererseits kann Frankfurt nicht in dem gegenwärtigen Zustand verharren, nur ca. 20 Prozent seines Wasserbedarfs selbst zu fördern, aber 80 Prozent aus dem Umland zu beziehen.

Steigerung der Infiltrierung von Flusswasser als Ausweg?

Im Hessischen Ried wie auch im Frankfurter Stadtwald wird bereits Flusswasser aus Rhein und Main entnommen und zur Trinkwasserversorgung mittels Infiltration dem Grundwasser zugeführt. Im Vogelberg stehen solche Flüsse nicht zur Verfügung. Dort trocknen aber Feuchtgebiete, Weiden und Felder aus. Die Bürger sprechen schon von einer „Savanne im Vogelsberg“. Deswegen fordert der BUND Frankfurt, den Frankfurter Wasserimport aus dem Vogelsberg oder gar aus Mittelhessen signifikant zu reduzieren. Eine Zielmaßnahme dafür wäre die Realisierung einer umfassenden Brauchwasserversorgung.

Brauchwasser für die Bewässerung der Stadtbäume

Natürlich leiden die Stadtbäume in gleichem Maße wie der Wald unter der Heißzeit und den sinkenden Grundwasserspiegeln. So klagt die Frankfurter Umweltdezernentin, dass es den Straßenbäumen schlecht ginge und selbst Robinien und Bergahorn als besonders für heiße Städte geeignete Arten nun eingingen. Sie motiviert Bürger, sich als Baumpaten um den Bewuchs auf Baumscheiben und um die Bäume zu kümmern. Allerdings kann der BUND nicht zustimmen, wenn betreuende Bürger überlegen, Wasserschläuche direkt an Patenschaftsbäume zu legen (FAZ vom 25.6.2020), das triebe den Vogelsberger Bürgern die Zornesröte ins Gesicht. Der Wasserbedarf der Stadtbäume kann nur bedient werden, indem Regenwasser-Zisternen angelegt werden. Trinkwasser ist dafür eine zu kostbare Ressource. Wo bleibt eine entsprechende Aktion in Frankfurt?

Vom Wasserdilemma unberührte Stadtplanung?

Für das derzeit größte Vorhaben der Stadtplanung, den Neuen Stadtteil der Quartiere auf den Grünflächen und Feldern im Nordwesten beiderseits der Autobahn A5, läuft eine Voruntersuchung. Hier sollen 190 Hektar versiegelt werden, um 12.000 Wohnungen und Infrastruktur für 30.000 Neubürger zu errichten. Eine aktuell im Internet veröffentlichte Architektenstudie geht sogar von 17.000 Wohnungen aus, also für ca. 42.000 Einwohner – ein Plus von über 5 Prozent.

Dieses Plangebiet liegt fast vollständig im Wasserschutzgebiet des Wasserwerkes Praunheim 2, das 5 Prozent des Frankfurter Wassers fördert. Daraus ergeben sich zwei Bedrohungsszenarien: Erstens würde die Versiegelung für Häuser, Straßen und Schienen dazu führen, dass weniger Wasser versickert, also die Wasserdarbietung für die Praunheimer Pumpen reduziert würde; zweitens entstünde die Gefahr von Verunreinigungen des Grundwassers.

Wolf-Rüdiger Hansen, Mitglied des Vorstands im BUND Kreisverband Frankfurt, beklagt: „Zu Beginn der Planung des Neuen Stadtteils im Nordwesten vor drei Jahren stand das Wasserwerk Praunheim noch zur Disposition. Heute ist es systemrelevant. Das scheint die Stadtplaner aber nicht zu beeindrucken. Auf die Frage, wie die großflächige Versiegelung im Wasserschutzgebiet mit der Betriebssicherheit des Wasserwerks Praunheim vereinbar sei, verweisen sie darauf, dass die Wasserversorgungsunternehmen das Problem schon lösen würden - so während des Bürgerdialoges am 15.2.2020 im Hotel am NordwestKrankenhaus. Aber das sind doch Betriebe in kommunaler Hand, über die die Stadt die Wasserwirtschaft zielorientiert beeinflussen kann. Will Frankfurt das nicht?“

>>> Pressemitteilung als PDF

Mehr Informationen

Kontakt: Wolf-Rüdiger Hansen – Mitglied des Vorstands im BUND Kreisverband Frankfurt, Kasseler Str. 1a, 60486 Frankfurt - ruediger.hansen@bund-frankfurt.de - M: 0171 2257 520 Geschäftsstelle: geschaeftsstelle@bund-frankfurt.de - T: 069 979 489 68 - www.bund-frankfurt.de