Kreisverband Frankfurt
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Der Trend zum Urban Gardening (deutsch: Stadtgärtnern) nimmt immer mehr zu. Der Begriff umfasst alles, was mit der Begrünung der Stadt zu tun hat. Von Privat- und Schrebergärten über begrünte Balkone bis hin zu Baumscheibenpatenschaften, Guerilla Gärtnern und Gemeinschaftsgärten. Urban Gardening verwandelt vernachlässigte Orte in grüne Oasen, belebt die Stadt, gestaltet sie nachhaltiger und ermöglicht ein entspannteres Stadtleben. Durch urbanes Gärtnern kann man das Wohnumfeld und die damit verbundene Atmosphäre, das Kleinklima, aufwerten. Außerdem fördert es eine Eigenverantwortung für die Welt in der wir leben.

Eine grüne Stadt lebt von vielen begrünten Balkonen, Gärten, öffentlichen Parks und begrünten Flächen. Aber was macht man, wenn man keinen Garten und keinen Balkon hat und trotzdem etwas zu einer grüneren Stadt beitragen möchte? Es gibt viele verschiedene Optionen innerhalb und außerhalb der Wohnung das Leben grüner zu gestalten, und damit auch die Stadt und das eigene Wohnumfeld.

Natur zum Erfühlen

Eine Möglichkeit, etwas Natur in die Wohnung und damit auch ins eigene Leben zu bekommen ist ein Mooskunstwerk oder eine Pflanzenwand. Dadurch hat man ein Stück Natur in den eigenen vier Wänden, welche eine positive Wirkung auf das Raumklima hat. Außerdem hat die Farbe Grün eine beruhigende Wirkung auf Auge und Seele. Gleichzeitig hat man einen haptischen Effekt, das heißt man kann das Kunstwerk/ die Wand auch mit den Händen anfassen und wahrnehmen.

Ein Mooskunstwerk/ eine Pflanzenwand hat viele Vorteile. Man kann es als Bild aufhängen, mit dem Moos Logos abbilden oder eine ganze Wand bepflanzen. Ein Mooskunstwerk kann man käuflich erwerben, was leider meist sehr teuer ist, oder es selbst herstellen. Dafür braucht man Moos, Wasser, Wassergel und Buttermilch. Es gibt viele Anleitungen im Internet für Moosbilder. Dafür eignen sich sehr gut Moosarten, wie Islandmoos, Waldmoos, oder Polstermoos. Ein Nachteil dabei ist jedoch, dass man das Moos aus den Wäldern erntet und es damit aus seinem Lebensraum entfernt. Der Vorteil eines Mooskunstwerks ist, dass der Pflegeaufwand sehr gering ist, jedoch nur, wenn es konserviert ist. Durch die Konservierung, wird das Kunstwerk sehr langlebig gemacht, ist aber dadurch auch nicht mehr lebendig und kann keinen Sauerstoff produzieren. Eine Alternative dazu ist eine Pflanzenwand, welche lebendige Pflanzen enthält und Sauerstoff in einem Raum produziert. Eine Pflanzenand erfordert natürlich etwas mehr Pflege (Gießen, Zurückschneiden, etc.) als ein konserviertes Mooskunstwerk.

Egal ob eine Mooswand oder eine Pflanzenwand, beide absorbieren sehr effektiv den Schall und wirken auch als Isolation. So kann man die Natur auch in die Wohnung oder ein Büro bringen.

Heimischer Gemüseanbau

Tomaten an einem Klettergitter auf einem Balkon  (heibergerwork / pixabay)

Eine weitere Möglichkeit etwas mehr Grün in die eigenen vier Wände zu bringen sind Zimmerpflanzen oder auch Kulturpflanzen. Der Trend geht immer mehr zu einem kleinen grünen Dschungel in der Wohnung, egal ob im Wohnzimmer, im Bad oder in der Küche. Es gibt viele verschiedene Varianten, einen Raum zu begrünen. Neben einfachen Topfpflanzen, die auf Regalen, Schränken oder dem Boden stehen, gibt es auch noch vertikale Gärten. Diese hängen und wachsen von der Decke an verschiedenen Konstruktionen und haben einen anderen Effekt als einfache Topfpflanzen. Sie können zum Beispiel ein Vorhang sein oder in Seilgeflechten an der Wand hängen. Natürlich sind die Pflanzen trotzdem noch in einem Topf. Nur nehmen sie nicht mehr so viel Platz weg, und man kann den Raum individueller gestalten.

Durch Pflanzen in der Wohnung wird Sauerstoff angereichert und Schadstoffe aus der Luft werden gebunden. Des Weiteren sorgen sie für eine Gemütlichkeit im Raum, wie eine Art grüne Oase. Am besten sind hier umweltfreundliche Topfpflanzen (Bio-Zierpflanzen) geeignet. Außerdem sollten sie mit wenig Licht auskommen.

Sie wollen auch Gemüse und Kräuter in ihrer Wohnung haben? Das geht. Es gibt viele Kulturpflanzen, wie Radieschen, Tomaten und Kräuter, die sich auch sehr gut in einem Kübel oder Topf anbauen lassen. Solange für die Bestäubung keine Insekten benötigt werden, wie z.B. bei Obstgehölzen, kann man auch leckeres Gemüse in der Wohnung ziehen und anbauen. Beispiele für geeignete Gemüsesorten, neben vielen Kräutern (Petersilie, Schnittlauch, Basilikum, Thymian, Kresse, etc.), sind Tomaten, Paprika, Chili, Möhren, Kohlrabi, Zucchini, Schnitt- und Pflücksalate, Ingwer, Zwiebeln, Knoblauch, Gurken, Bohnen und Erbsen. Bei etwas mehr Platz kann man sogar Kartoffeln in einer Mörtelwanne ziehen; zum Ernten kann man die Wanne einfach im Freien ausleeren.
Idealerweise ist ein Standort mit viel Licht. Diese Pflanzen haben alle unterschiedliche Anforderungen (Beispiele für Anforderungen) an die Größe und Höhe des Kübels, der Düngung oder dem Gießen, aber da kann man Ihnen sicher im Fachhandel weiterhelfen. Düngen Sie am besten mit Bio-Dünger, wie zum Beispiel Kaffeesatz.
Bei regnerischen und dunklen Sommern könnten Sie ein Pflanzenlicht benötigen, da von draußen nicht sehr viel Licht auf die Pflanzen fällt.
Jedoch ein Vorteil ist, dass sich so einige der Gemüsesorten (viele Kräuter, Salate und Radieschen) ganzjährig in der Wohnung ziehen lassen. Dadurch kann man in einem Jahr 2-3mal ernten.

Begrünungsprojekte in der Stadt

Bahnhofsgrün Blühfläche, welche vom Projekt Bahnhofsgrün in Rödelheim angelegt wurde.  (MOS)

Die Moos-/Pflanzenwand und der Anbau von Gemüse und Kräutern passiert alles innerhalb der Wohnung. Begrünungsmöglichkeiten außerhalb der Wohnung sind Projekte von Vereinen, wie auch dem BUND oder der Stadt. Zwei tolle Projekte sind das Bahnhofsgrün in Frankfurt-Rödelheim und das Blumenwiesenprojekt in Frankfurt-Sachsenhausen (BUND-Frankfurt).

Das Projekt Bahnhofsgrün in Rödelheim hat ein sehr schönes Trittsteinbiotop mit heimischen Stauden und Wildblumen geschaffen. Dies soll dabei helfen, den Artenschwund zu stoppen. Gleichzeitig sieht es auch noch sehr schön aus und bringt etwas grün in den sonst versiegelten Raum.

Beim Blumenwiesenprojekt in Frankfurt-Sachsenhausen werden Wildblumenwiesen mit heimischen Arten auf verschiedenen öffentlichen und privaten Flächen gepflanzt, natürlich in Absprache mit den Eigentümer*innen. Bei einer dieser Pflanzaktionen habe ich, zusammen mit anderen freiwilligen Helfer*innen teilgenommen. Es war ein schöner und produktiver Nachmittag bei dem wir etwas zu einer grüneren Stadt beigetragen haben.

Seit ein paar Jahren gibt es eigentlich in jeder Stadt Begrünungsprojekte, wie die beiden Beispiele, egal ob von einem Verein, wie dem BUND, oder der Stadt. Falls Sie Interesse haben bei Begrünungsprojekten mit zu helfen, dann wenden Sie sich einfach an den BUND Orts- oder Kreisverband in Ihrer Stadt oder fragen Sie beim Grünflächenamt nach.

Stadtbegrünungen

Stadtbegrünung und Biotopprojekt in Darmstadt.

Gemeinschafts- und Saisongärten

Eine weitere Möglichkeit, das Stadtviertel grüner zu gestalten und Urban Gardening zu betreiben sind Gemeinschafts- und Saisongärten. Sie bieten die Gelegenheit, selbst aktiv zu werden und sich sprichwörtlich ins Beet zu stürzen. Hier geht es also noch um die pure Freude am Gärtnern und darum etwas wachsen zu sehen und es danach zu ernten. Dadurch weiß man genau wo die Nahrungsmittel herkommen.

Gemeinschaftsgärten sind Gärten von verschiedenen Vereinen oder auch einzelnen Personen, an denen man sich beteiligen kann. Hier hilft man dann beim Gärtnern, egal ob Gießen, Jäten, Pflanzen oder Ernten. Die Ernte wird dann untereinander aufgeteilt oder verkauft. Hierbei lernt man viel über die Arbeit im Garten und die Herkunft unserer Lebensmittel. Ein Gemeinschaftsgarten in einem Stadtviertel ist damit eine Bildungsstätte für alle Altersgruppen. Er bringt verschiedene Menschen zusammen und fördert so auch das soziale Miteinander und den Austausch untereinander. Außerdem erhöht er die Lebensqualität im Stadtteil und verbessert das Stadtklima. Er ist Lebensraum und Nahrungsquelle für viele Insekten, wodurch er zum Erhalt der biologischen Vielfalt beiträgt. Beispiele für Gemeinschaftsgärten sind der GallusGarten und der Garten der BUND-Gruppe Rödelheim. Allein in Frankfurt gibt es 19 aktive Gartenprojekte, und es werden immer mehr.

Saisongärten kann man, wie der Name schon sagt, saisonal anmieten und wird dadurch selbst zum*r Biogärtner*in. Über die Saison von Mai bis Oktober kümmert man sich um den Garten, mit allem was dazu gehört, wie Jäten, Gießen, Ernten oder Nachpflanzen. Beispiele für solche Saisongärten sind die Ackerhelden, die auch in Hessen einige Gärten vermieten, und die Mietgärten in Frankfurt-Niedererlenbach, bei denen Anfänger*innen zusätzlich noch Tipps bekommen. Eine weitere Anlaufstelle sind die Frankfurter Beete. Auf der Internetseite erhält man viele Informationen zu Kleingärten in Frankfurt.

Sie sehen, es gibt viele Möglichkeiten die Natur ins eigene, städtische Leben zu bringen, egal ob in der Wohnung oder im Stadtviertel, und dazu braucht man noch nicht einmal einen Balkon oder Garten. Ich hoffe, ich konnte Sie inspirieren, wie man die Stadt und das ganze Leben grüner machen kann. Und vielleicht ernten Sie ja schon bald Gemüse aus ihrem eigenen Fensterbank-Garten oder sie pflanzen Wildblumen und Stauden im Stadtviertel.
Meiner Meinung nach, ist man nie zu alt um etwas Neues zu versuchen und kennenzulernen. Vielleicht finden Sie ja Ihre Passion im Gärtnern.

Dann viel Spaß und ab ins Beet.


 

Falls Sie sich noch weiter informieren möchten, stelle ich Ihnen mein Quellenverzeichnis zur Verfügung.