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ABG fällt alte Bäume bei Nacht und Nebel

28. Oktober 2021 | Klimawandel, Kreisverband Frankfurt/Main, Lebensräume, Naturschutz, Stadtgrün, Stadtbäume

Wie wollen wir in dieser Stadt die Klimaziele erreichen wenn immer wieder nach dem brutalen Leitsatz verfahren wird: Baurecht vor Baumrecht?

Fällung der Bäume im Kameruner Rosengärtchen Die ehemaligen Bäume im Kameruner Rosengärtchen werden am Mittwoch vor Ort gehäckselt.  (© Christoph Boeckheler)

Heute vor 7:00 Uhr in der Frühe haben die Gärtner im Auftrag der ABG am Seitenhang des Kameruner Rosengärtchens im Europaviertel den ersten Baum abgesägt, die 42-jährige Vogelkirsche. Später fiel auch die 37-jährige Rosskastanie. Beide Bäume standen außerhalb des Baugrundstücks und mussten fallen, weil hier bis an den Grundstücksrand ein vierstöckiges Haus mit Keller gebaut werden soll - für einen Kindergarten in den unteren beiden Etagen und 18 Wohnungen in den oberen. Der Kindergarten sollte hier schon vor zehn Jahren gebaut werden, damals noch mit respektablem Abstand zum Grundstücksrand, so dass die Bäume hätten bleiben und sogar genutzt werden können: als Schatten- und Kühle-Luft-Spender für die spielenden Kinder.

In aller Heimlichkeit hat die ABG den Bauplan geändert, von der Stadt genehmigen lassen und die Bäume bei Nacht und Nebel gefällt. Damit hat sie sich – man kann es nicht anders interpretieren –nachträglich dem zuständigen Ortbeirat widersetzt. Der hat am Vorabend gegen 22:00 Uhr eine Anregung an den Magistrat beschlossen, er möge prüfen, ob die Pläne zum Wohle der Bäume und ihrer Schattenfunktion für die Kinder angepasst werden könnten. Der Beschluss geht nun ins Leere. Schon vorher hatten engagierte Bürger beim Umweltamt angerufen, um ihr Unverständnis über die beabsichtigte Baumfällung zu artikulieren. Das Umweltamt hat sie an die ABG verwiesen. Die Frankfurter Rundschau hat auf entsprechende Anfragen an die ABG keine Auskunft erhalten. Stattdessen zog die ABG die Fällung durch. Man kann unterstellen, dass die Presseabteilung der ABG über den Vorgang auf der Tagesordnung des Ortsbeirates Bescheid wusste.

Hier wurden in weniger als neun Stunden nach dem Ortsbeiratsbeschluss bei Nacht und Nebel Tatsachen geschaffen. Nachbarn haben beobachtet, dass die Gärtnerfahrzeuge in der Dunkelheit sogar ohne Licht vorgefahren sind und im Dunkeln mit Sägen begonnen haben. Wie kann die der Stadt Frankfurt gehörende Wohnungsbaugesellschaft so gegen engagierte Bürger und gegen den Willen des Ortsbeirates verfahren? Und überhaupt: Wie wollen wir in dieser Stadt die Klimaziele erreichen und Bürger:innen und ihre Kinder vor den Klimafolgen bewahren, wenn immer wieder nach dem brutalen Leitsatz verfahren wird: Baurecht vor Baumrecht? Wie können wir die Beschlussgremien unserer Stadt dazu bringen, dass zukünftig der umgekehrte Leitsatz gilt: Baumrecht vor Baurecht?

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