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Grüne Häuser – Pflanzen als Hülle des Hauses

In einer Zeit, in der die Bauindustrie mehr CO2 produziert als der globale Flugbetrieb, wird die Gebäudebegrünung immer mehr in die Planung und Gestaltung von Wohngebäuden integriert. Dadurch gibt es mehr und mehr eine Tendenz zum Großstadtdschungel und zwar nicht dem metaphorischen (Hanno Rauterberg 2021).

Grüne Häuser - Pflanzen als Hülle des Hauses

Gartenpark in Singapur Ein Gartenpark in Singapur, mit eine der führenden Städte beim Thema Stadtnatur und Begrünung.  (jsouth / pixabay)

Schon der Maler und Künstler Friedensreich Hundertwasser wusste, dass „sterile Wände der Häuserschluchten, unter deren Aggressivität und Tyrannei wir täglich leiden, wie grüne Täler werden, wo der Mensch frei atmen kann“ (Hanno Rauterberg 2021), wenn man sie begrünt.
In der heutigen Zeit tritt die Natur und was wir damit gemacht haben, nicht nur durch den Klimawandel, sondern auch durch das Engagement von vielen jungen Menschen (Fridays for Future) immer mehr in den Fokus. Und im Hinblick auf diesen Aspekt, der leidenden und sich stark verändernden Natur und Umwelt, müssen wir uns fragen: Was können wir selbst dagegen tun?

Es gibt viele Möglichkeiten sich zu engagieren und achtsamer zu sein, sei es der Einkauf von regionalen und saisonalen Lebensmitteln, die vermehrte Fortbewegung mit dem Fahrrad und zu Fuß oder der Verzicht auf Plastik und noch vieles mehr. Aber was kann man an unseren Häusern und Gebäuden verändern? Eine Möglichkeit ist die Begrünung der Fassaden und Dächer. Diese Variante der urbanen Infrastruktur richtet sich eher an die Hauseigentümer*innen und Firmeninhaber*innen.

Ja, die Planung, Installation und Pflege einer Gebäudebegrünung, egal welcher Art, ist mit Arbeit verbunden. Jedoch kann diese auch Erholung sein, aus welchem Grund sollte sonst Gärtnern ein Hobby sein. Die Begrünung des Hauses oder Teilen davon bietet viele Vorteile für Eigentümer*innen und Mieter*innen. Außerdem kann es sich positiv auf die Nachbarschaft und die gesamte Stadt auswirken.

In den heutigen Städten existieren durch Zuzug immer weniger freie Flächen (Amber 2017), wodurch sich der Platz für Grünflächen und unversiegelte Gebiete verringert (Schmauck 2019). Durch eine Gebäudebegrünung kann man den Anteil der Grünflächen ergänzen und hat kaum bis keinen Platzverbrauch auf Straßenniveau (Brune et al. 2017). In Deutschland wurde diese Idee schon aufgegriffen.

Die Dachflächen machen alleine 30-50% der versiegelten Stadtfläche aus (Brune et al. 2017). Durch eine Begrünung dieser Flächen schafft man kleine Biotope, die untereinander vernetzt sind. Bundesweit werden jährlich 5-10% der Dachflächen begrünt (Schmauck 2019). Insgesamt sind es schon 12-14 Millionen m² Dachfläche (Wack 2015, S. 49). Beispiele für Begrünungen in Deutschland sind die „Kö-Bögen II“ in Düsseldorf, die „Flakbunker“ in Hamburg oder das „Hundertwasserhaus“ in Darmstadt, um nur ein paar zu nennen (Hanno Rauterberg 2021). Auch viele Städte integrieren den Aspekt der Gebäudebegrünung in ihre Maßnahmen und Verordnungen. Zum Beispiel hat die Stadt Kassel festgesetzt, dass die Dachflächen von Gebäuden in Gewerbegebiets- und Industriegebietsflächen zu mindestens 60% begrünt sein müssen (Schmauck 2019). Die Einbindung der urbanen grünen Infrastruktur in die Maßnahmen und Verordnungen, gerade bei Neubauten und Sanierungen, ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Arten der Gebäudebegrünung

Die Gebäudebegrünung besteht aus zwei Elementen: der Fassaden- und der Dachbegrünung. Eine Kombination aus beiden Begrünungstechniken kann auch viele Vorteile haben. Ein wichtiger Punkt bei der Planung einer Begrünung ist die Statik des Hauses. Diese muss die Installation des Systems zulassen und der Last gewachsen sein. Bei einer Fassadenbegrünung sollte man immer darauf achten, dass keine Löcher oder Risse in der Wand vorhanden sind. Auch auf die Verankerung und die Zuglast sollte man achten, da sonst die Gefahr einer möglichen Materialsprengung besteht.

Bei der Wahl des Substrats empfehlt sich torffreie Erden zu verwenden, dadurch schützt man auch noch das schöne und gefährdete Ökosystem Moor (Schmauck 2019). Bei der Auswahl der Vegetation oder Blühmischung stehen heimische, keine invasive, Arten und eine Mischkultur (Mischung aus verschiedenen Pflanzen) im Fokus. Des Weiteren sollten die Pflanzen an den Klimawandel und seine Auswirkungen angepasst sein. Für eine artenreiche Begrünung sollte man auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verzichten und andere Alternativen anwenden. Für eine weitere Beratung sind der Fachhandel und entsprechende Planungsfirmen zu empfehlen.

Fassadenbegrünung

Grüne Fassade an einem Haus Ecke eines begrünten Hauses, mit einer Laterne.  (djedj / pixabay)

Die Fassadenbegrünung wird immer öfter von der Architektur aufgegriffen. Gerade im asiatischen Raum entstehen mehr und mehr Gebäude mit grünen Fassaden (Wack 2015, S. 50). Des Weiteren kann sie eingesetzt werden, wenn eine Begrünung des Daches aufgrund der Statik nicht möglich ist und ist damit eine gute Alternative zur Dachbegrünung (Mayrand und Clergeau 2018). Weitere Beispiele sind der Bosco Verticale in Mailand, die Galeries Lafayette in Berlin oder das Hundertwasserhaus in Wien (Schmauck 2019).
Die Begrünung der Fassade kann auf zwei verschiedene Weisen erfolgen, bodengebunden oder wandgebunden.

Bei bodengebundenen Systemen werden die Pflanzen direkt in den Erdboden eingepflanzt und wachsen an der Fassade hoch. Durch den Bodenanschluss ist keine Bewässerung notwendig (Schmauck 2019). Bei diesem System unterscheidet man Selbstklimmer- und Rank-Systeme. Erstere kommen ohne Spaliere oder Rankhilfen aus, wie z.B. Efeu (Wurzelkletterer) oder wilder Wein (Haftscheibenranker). Rank-Systeme sind für Spreizklimmer und benötigen ein Spalier oder eine Kletterhilfe, z.B. Gewöhnlicher Hopfen, Brombeere, Kletterhortensie, Heckenrose, Zaunwinde oder Clematis. Bodengebundene Pflanzen werden meist in Kombination mit einer leichten Dachbegrünung bei Carports eingesetzt.

Wandgebundene Systeme sind nicht mit dem Boden verbunden, wodurch man die Fassade sofort und flächendeckend begrünen kann. Hier werden meist vorkultivierte und farblich ausgewählte, immergrüne Pflanzen verwendet (Schmauck 2019). Dadurch spendet die Wand über das ganze Jahr Farbe.
Die Vegetation kann frei gewählt werden. Die Fassade kann sogar mit Kulturpflanzen bepflanzt werden. Dadurch kann man eine „vertikale Landwirtschaft“ schaffen, welche im Vergleich mit dem flachen Land, eine bis zu 400-mal höhere Ernte pro Quadratmeter erzielen kann (Hanno Rauterberg 2020). Die Bepflanzung mit Moosen ist eher kompliziert. Sie bieten zwar eine sehr effektive Filterfunktion der Luft, benötigen aber auch spezielle, komplexe technische Systeme und einen hohen Aufwand für die Begrünung (Wack 2015, S. 51). Die Konstruktionen sind der Wand vorgelagert und an dieser fixiert. Die Vegetationsträger können aus textilem Gewebe, Kalksteinen, Topf-, Flachbehälter- oder Vliessystemen bestehen. Die Auswahl ist immer abhängig von der Beschaffenheit der Fassade und den Montagemöglichkeiten.

Fassadenbegrünung Beispiel

Eine Varinate der Fassadenbegrünung an zwei Parkhäusern in Darmstadt. Hier wächst die Begrünung an einem Gitter an der Außenseite des Parkhauses. 

Dachbegrünung

Dachgarten Dachgarten mit intensiver Begrünung. Eine kleine grüne Oase in der Stadt.  (cocoparisienne / pixabay)

Die Dachbegrünung kann gerade bei Neubauten oder Sanierungen, im Hinblick auf die Statik, gut eingeplant und umgesetzt werden. Jedoch ist sie nur für Flachdächer und Dächer mit einer maximalen Dachneigung von 15° geeignet, da sonst die Möglichkeit des Abrutschens des Bodens besteht (Schmauck 2019). Bei der Dachbegrünung gibt es drei Begrünungstechniken, die sich in ihrem Aufwand, der Pflege, der Vegetation und den Kosten unterscheiden.


Bei allen wird der Aufbau durch verschiedene funktionelle Schichten des Boden nachgebildet und so aufs Dach gebracht (Brune et al. 2017).

Die extensive Begrünung ist die einfachste Dachbegrünung. Sie ist meist einschichtig und hat eine geringe Höhe des Dachsubstrats (5-15 cm). Die Dachlast beträgt hier 80 bis 230 kg/m² (Schmauck 2019) und ist somit für Carports und Garagen mit geringer Traglast geeignet, wodurch sie auch meist nicht begehbar ist. Durch die geringe Substrattiefe werden meist trockenresistente Pflanzen, die relativ selbsterhaltend und anspruchslos sind, verwendet. Sie zeichnen sich aus durch eine gute Regenerationsfähigkeit und Niedrigwuchs. Die verwendeten Arten sind meist Sedum-Arten, trockenheitsverträgliche Gräser, Kräuter und Moose (Flyer: Extensive Dachbegrünung). Extensiv begrünte Dächer werden nur zum Anwachsen bewässert. Aus diesem Grund müssen die Pflanzen extremen Bedingungen (Hitze, Kälte, Trockenheit) standhalten (Brune et al. 2017). Durch den einfachen Aufbau ist der Pflegeaufwand und damit auch die Herstellungs- und Unterhaltungskosten gering.

Eine einfach-intensive Begrünungstechnik ist der Mittelweg zwischen extensiver und intensiver Begrünung. Durch die höhere Substratstärke (15-25 cm) können, auch niedrigwachsende Stauden gepflanzt werden. Dadurch liegt die Dachlast zwischen 230 und 250 kg/m². Jedoch können hier, aufgrund der Substrattiefe und dem fehlenden Wurzelraum, keine hochwachsenden Bäume und Stauden angepflanzt werden. Durch die größere Auswahl an Pflanzen und die andere Zusammensetzung des Substrats ist der Pflegeaufwand höher als bei einem extensiv begrünten Dach. Hier sind nämlich Mäh- und Schnittarbeiten notwendig, wodurch auch die Unterhaltungskosten höher sind (Schmauck 2019).

Die intensive Begrünungstechnik ist, wenn es die Statik zulässt, die effektivste Variante. Jedoch ist sie nur für Flachdächer und Dächer mit einer maximalen Dachneigung von 5° geeignet. Durch die hohe Substratstärke/-tiefe (25-80 cm) können hier Pflanzen mit unterschiedlicher Wuchshöhe und Wurzelwerk gut wachsen, zusammen mit allen Pflanzen die man auch in einem Garten findet. Dadurch kann man auf dem Dachgarten auch einen Gemüsegarten anlegen oder einen Bienenstock aufstellen. Aus diesem Grund muss das Dach auch eine höhere Last (ab 300 kg/m²) aushalten. Intensiv begrünte Dächer werden oft als Aufenthaltsfläche und Dachgärten oder, auf Tiefgaragen, als Park- und Spielfläche geschaffen. Durch die Substrattiefe und die Aufbauhöhe ist der Pflegeaufwand der Fläche am höchsten im Vergleich zu den anderen Begrünungsarten. Hier fallen, wie bei der einfach-intensiven Begrünung, Mäh- und Schnittarbeiten an. Wegen der anspruchsvollen Bepflanzung sind die Unterhaltungskosten auch höher.

 

Vor- und Nachteile der Gebäudebegrünung

Fassadenbegrünung Bodengebundene Fassadenbegrünung an einem Gebäude.  (Kannenpflanze / pixabay)

Friedensreich Hundertwasser wusste schon, dass Bäume und andere Pflanzen sehr viel für unsere Umwelt leisten. Sie tragen, wie Hundertwasser meinte „mit Sauerstoff, durch ihre Schluckkapazität, als Anti-Lärmmaschine durch Erzeugung von Ruhe, durch Giftvertilgung, durch Reinigung des verseuchten Regenwassers, als Produzent des Glücks und der Gesundheit, als Schmetterlingsbringer und durch Schönheit […]“ zur Umwelt bei (Hanno Rauterberg 2021).

Als Folge des Zuzugs von vielen Menschen in die Städte und dem immer geringer werdenden Platz, ist die Gebäudebegrünung eine effektive Alternative, um die Städte zu begrünen. Viele Landesbauordnungen, auch die hessische, ermöglichen durch örtliche Bauvorschriften, die Gründach-Satzung bereits (Schmauck 2019).

Die Gebäudebegrünung hat viele Vorteile für das Haus und die darin lebenden Bewohner*innen. Durch die Begrünung wird das darunterliegende Baumaterial verschattet und ein Aufheizen verhindert. Dadurch hat das Baumaterial eine längere Lebensdauer und die Reparatur- und Sanierungskosten werden verringert. Die Substrat- und die Vegetationsschicht schützen das Gebäude vor Hagel, UV-Strahlung und dämmen das Haus. Gleichzeitig sorgt die Vegetation durch Verdunstung (Evaporation) für eine Temperaturregulierung. Das Gebäude im Sommer gekühlt und der Wärmeverlust nach außen, im Winter, reduziert. Diese Aspekte führen zu einer Energieeinsparung des Hauses, welche jedoch von Faktoren, wie der Begrünungstechnik, der Vegetationsstruktur, dem Bedeckungsgrad, etc. abhängt (Brune et al. 2017). Dieser Effekt ist besonders bei einem Vergleich, zwischen einem Kiesdach und einem Dachgarten an einem Hitzetag erkennbar. Bei einem Experiment in Wien betrug die Temperatur des Kiesdachs ca. 80°C wohingegen sie auf dem Dachgarten nur 35°C erreichte (Amber 2017). Durch die Eigenschaften der Evaporation und der Verschattung  sind begrünte Gebäude nachts vor der Hitze abgeschirmt und damit kühler als nicht begrünte Häuser (Schmauck 2019). Eine Kombination aus der Dach- und Fassadenbegrünung hat somit den größtmöglichen Kühlungseffekt für das Haus. Dieser Effekt kann durch die Kombination mit Parks, Grünflächen und Stadtbäumen in den Nähe noch gesteigert werden (Brune et al. 2017). Dadurch kann, bei genügender Anzahl von begrünten Gebäuden, die Temperatur in den Straßen verringert werden. Wenn der Anteil der begrünten Gebäude entsprechend hoch ist, kann sich dieser Effekt auch positiv auf das Stadtklima auswirken und den urbanen Hitzeinseleffekt (Überwärmung der städtischen Gebiete) vermindern. Dabei tragen grüne Fassaden, durch die starke Veränderung des Strahlungsgleichgewichts auf der Straße, zu einer Veränderung bzw. Verbesserung der Lufttemperatur bei (Djedjig et al. 2015, S. 34; Brune et al. 2017). Gleichzeitig können sie die Überhitzung um ⅓ reduzieren (Djedjig et al. 2015, S. 43). Dadurch hat die Gebäudebegrünung zusammen mit anderen Grünflächen, bei ausreichender Dichte von mindestens 40%, einen positiven Effekt auf das Stadtklima und verringert die Temperatur in der Stadt (Schmauck 2019; Günther 2015).

Die Gebäudebegrünung hat auch einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit, da die Vegetation die Luftqualität in der Umgebung des Hauses verbessert (Brune et al. 2017). Die Gründächer und grünen Fassaden reinigen die Luft von Feinstaub und Schadstoffen (Bindung von Nitrat- und Ammoniumstickstoffen), in dem sie diese durch den Regen aufnehmen und im Substrat filtern (Schmauck 2019). Dadurch wird auch das CO2 reduziert und die Luft wird reiner und sauberer (Brune et al. 2017).

Des Weiteren trägt die Begrünung zu einem Lärm- und Schallschutz bei, da die Substrat- und Vegetationsschicht den Straßenlärm absorbiert. Dabei können grüne Fassaden bis zu 10 dB abschirmen. Ein begrüntes Dach kann, dagegen 41 dB (trocken) bis 51 dB (nass) absorbieren (Schmauck 2019). Die Effektivität der Abschirmung kommt jedoch auch wieder auf die Begrünungstechnik an. Dadurch ist es im Haus/ in der Wohnung wesentlich ruhiger als ohne eine Gebäudebegrünung. Die Reinigung der Luft und die Abschirmung von Lärm trägt auch zu unserer Gesundheit bei. Dadurch hat die Gebäudebegrünung nicht nur einen positiven Effekt auf unser Wohnen und Wohlbefinden, sondern auch auf die Stadt und ihr Klima.

Es gibt Nachteile, welche ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Jetzt haben Sie sehr viel über die Vorteile einer Gebäudebegrünung gehört und fragen sich ob es überhaupt Nachteile gibt. Die Pflege einer solchen Begrünung ist je nach Begrünungstechnik sehr aufwendig und kostenintensiv. Die Kosten und der Aufwand variieren je nach Größe, Vegetation und Begrünungstechnik. Die Installation alleine hängt sehr von der Statik des Hauses ab, welche in vielen Fällen einen Strich durch die Rechnung machen kann. Zwar kann man durch einen Dachgarten oder eine Fassadenbegrünung Energiekosten einsparen, jedoch ist die Installation und Pflege v.a. am Anfang mit hohen Kosten verbunden, die sich erst nach einigen Jahren auszahlen (Amber 2017). Sie können durch eine Einsparung bei der kommunalen Entwässerung oder einer Ermäßigung der Niederschlagsgebühren etwas gesenkt werden (Brune et al. 2017; Schmauck 2019). Je besser die Begrünungstechnik, desto mehr Wasserrückhaltung kann das Dach leisten. Die Fassadenbegrünung hält das Regenwasser zurück und verzögert den Abfluss, wodurch weniger Regenwasser in das kostenintensive Abwassersystem gelangt. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit einer Förderung der Maßnahmen durch die Kommune oder das Land, welche jedoch immer vom jeweiligen Bundesland oder der Kommune abhängt. Dabei sind Eigentümer*innen antragsberechtigt (Schmauck 2019). In Frankfurt am Main z.B. wird die Begrünung von Hinterhöfen, Dächern und Fassaden, die zur Begünstigung des Mikroklimas beitragen, gefördert. Diese Förderung geht bis zu 50% aller förderfähigen Kosten oder maximal 50.000€ pro Maßnahme und Liegenschaft. Der Zuschuss kann jedoch auch an Auflagen wie die Begrünungstechnik, die Verwendung bestimmter Pflanzen oder die Mindestfläche des Daches/ der Fassade geknüpft sein. Allerdings ersetzt ein Zuschuss zur Installation nicht die Pflege und die Unterhaltungskosten, die über die Jahre entstehen. Eine Möglichkeit bei einem Wohngebäude, wäre die Mieterhöhung. Jedoch sehe ich das kritisch, da Mieter*innen, die sich vor der Veränderung des Gebäudes die Miete noch leisten konnten, dies vielleicht nicht mehr können und dadurch aus ihrem gewohnten Umfeld vertrieben werden (Cole et al. 2019). Dies könnte ein Nachteil für Menschen werden, die trotz ihrer harten Arbeit, weniger verdienen als andere. Und die Begrünung eines Gebäudes und die daraus entstehenden Vorteile sollen nicht nur für Gutverdienende möglich sein. Aus diesem Grund finde ich eine andere Variante wesentlich sinnvoller. Bei einer Einrichtung eines Dachgartens z.B. kann man die Mieter*innen in den Prozess mit einbinden. Sie gestalten den Dachgarten mit und haben dann das Privileg sich darauf aufzuhalten. Jedoch pflegen sie auch den Dachgarten und kümmern sich um die Pflanzen und die Bewässerung. Das wäre eine Möglichkeit, in Kombination mit einer leichten Erhöhung der Miete, die aber vorher mit den Mietern*innen abgesprochen wurde. Durch diese Lösung würde niemand verdrängt werden und man müsste keine Firma für die Pflege des Gartens engagieren. Ein weiterer Vorteil für die Eigentümer*innen ist eine Steigerung des Wertes der Immobilie. Diese wird noch effektiver, wenn in der Umgebung weitere Gebäude begrünt sind. Dadurch wird die Qualität des Viertels aufgewertet.
Die Nachteile fallen bei den vielen Vorteilen zwar nicht so stark ins Gewicht, jedoch finde ich sie sehr wichtig, wenn man wirklich darüber nachdenkt sein Gebäude zu begrünen.

Durch eine Gebäudebegrünung wird außerdem die Artenvielfalt in der Stadt gefördert. Dabei haben begrünte Gebäude die Aufgabe der Biotopvernetzung zwischen städtischen Grünflächen und Parks, insbesondere durch eine Verbindung der Dachbegrünung mit einer grünen Fassade. Auf einem grünen Dach findet man viele verschiedene Tierarten, oft auch gefährdete. Je nach Begrünungstechnik siedeln sich hier auch unterschiedliche Insektenarten an. Viele der Wildbienen fühlen sich auf begrünten Stadtdächern, auch extensiv begrünte Flächen, sehr wohl. Dies ist ein sehr wichtiger Aspekt, da mehr als die Hälfte der Wildbienen in Deutschland auf der Roten Liste stehen (Schmauck 2019). Des Weiteren sind Gründächer und grüne Wände Niststellen für Vögel (Mayrand und Clergeau 2018).

Warum sollte man eine Dach- oder Fassadenbegrünung anlegen?

Dachgärten in einer Stadt Dachgärten auf verschiedenen bunten Gebäuden.  (Interculture01 / pixabay)

Neben den vielen Vorteilen die Gebäudebegrünungen auf Gebäude, Umgebung und das Klima haben, finde ich die Auswirkungen auf unsere Gesundheit sehr wichtig. In einer Zeit, in der immer mehr Wohnraum in den Städten entsteht, braucht man urbanes Grün, zur Erholung, zum Sport treiben und zur Entspannung. Die Begrünung von Gebäuden kann dazu beitragen grüne Oasen hierfür zu schaffen. Und gerade heutzutage, wo die Natur immer mehr in den Fokus rückt und es schon von anderen Städten, wie Singapur, vorgelebt wird, ist die Förderung des urbanen Grüns noch wichtiger im Kampf gegen den Klimawandel und seine Auswirkungen. Es ist ein großer Schritt, sich für diese Maßnahme zu entscheiden verbunden mit Recherche, Beratung, Kosten, Pflege und anderen Aspekten. Jedoch bin ich der Meinung, dass es die Arbeit und Mühe wert ist. Denn unsere Städte werden sich verändern, das haben sie immer getan. Und was wäre es nicht für ein tolles Gefühl, bei dieser Veränderung hin zu einer ökologischen und umweltfreundlichen Stadt, mitgeholfen zu haben und die Vorteile des Lebens und Wohnens voll auszuschöpfen.


 

Literaturverzeichnis

  • Amber, Conrad (2017): Bäume auf die Dächer, Wälder in die Stadt! Projekte und Visionen eines Naturdenkers. Stuttgart: Kosmos.
  • BMUB (2017): Weißbuch Stadtgrün - Grün in der Stadt – Für eine lebenswerte Zukunft, S. 5–50.
  • ​​​​​​​Brune, Miriam; Bender, Steffen; Groth, Markus (2017): Gebäudebegrünung und Klimawandel. Anpassung an die Folgen des Klimawandels durch klimawandeltaugliche Begrünung. Hamburg.
  • ​​​​​​​Cole, Helen; Garcia Lamarca, Melissa; Connolly, James; Anguelovski, Isabelle (2019): Are green cities healthy and equitable? Unpacking the Relationship betrween health, green space and gentrification.
  • ​​​​​​​Djedjig, R.; Bozonnet, E.; Belarbi, R. (2015): Experimental study of the urban microclimate mitigation potential of green roofs and green walls in street canyons. In: International Journal of Low-Carbon Technologies 10 (1), S. 34–44. DOI: 10.1093/ijlct/ctt019.
  • ​​​​​​​Günther, Henning (2015): Vertikalbegrünungen als Element Grüner Infrastrukturen in Städten. In: fbr-wasserspiegel (1/16), S. 18–21.
  • ​​​​​​​Hanno Rauterberg (2020): Bürger an die Macht! Hochhäuser aus Holz, Möhrenanbau inmitten der City: Die Zukunft werden die Städte nur gewinnen, wenn sie sich verwandeln - und den Gemeinsinn neu entdecken. In: Die Zeit 2020, 30.12.2020 (N°1), S. 21.
  • ​​​​​​​Hanno Rauterberg (2021): Im Baumhaus der Zukunft. Wie der Klimawandel die Architektur der Städte verwandelt und aus dem Kapitalismus eine naturreine Verheißung wird. In: Die Zeit 2021, 11.02.2021 (N°7), S. 47.
  • ​​​​​​​Mayrand, Flavie; Clergeau, Philippe (2018): Green Roofs and Green Walls for Biodiversity Conservation: A Contribution to Urban Connectivity? In: Sustainability 10 (4), S. 985. DOI: 10.3390/su10040985.
  • ​​​​​​​Musy, Marjorie; Malys, Laurent; Inard, Christian (2017): Assessment of Direct and Indirect Impacts of Vegetation on Building Comfort: A Comparative Study of Lawns, Green Walls and Green Roofs. In: Procedia Environmental Sciences 38, S. 603–610. DOI: 10.1016/j.proenv.2017.03.134.
  • ​​​​​​​Schmauck, Sebastian (2019): Dach- und Fassadenbegrünung – neue Lebensräume im Siedlungsbereich. Fakten, Argumente und Empfehlungen.
  • ​​​​​​​Wack, Holger (2015): Konzept und Realisierung einer vertikalen Begrünungsmethode mit dem Ziel der Feinstaubsorption im urbanen Raum. Concept and implemetation of vertical greening to reduce urban fine particles. In: NATUR (37(2)), S. 49–53.

Für weitere Informationen können Sie sich an das Grünflächenamt ihrer Stadt, sowie an Fachleute für die Gebäudebegrünung wenden.

Weitere Informationen zur Gebäudebegrünung

Dach- und Fassadenbegrünung (Bundesamt für Naturschutz)

Gebäudebegrünung und Klimawandel (GERICS - Climate Service Center Germany)

BUND-Tipp zur Fassadenbegrünung

Gutachten zur Fassadenbegrünung (Technische Universität Darmstadt)

Leitfaden: Dachbegrünung für Kommunen (Deutsche Bundestiftung Umwelt)