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Anbauen statt Bebauen - Die Initiative Plantarium und ihr Gemeinschaftsgarten im Frankfurter Westen.

20. April 2021 | Klimawandel, Landwirtschaft, Nachhaltigkeit, OV-West

Der BUND Ortsverband West unterstützt eine Initiative im Westen Frankfurts, die sich gegen die Bebauung eines dortigen Kaltluftentstehungsgebietes ausspricht.

Initiative "Plantarium": Gemüse statt Beton Initiative "Plantarium": Gemüse statt Beton  (Christian Haak)

Die Stadt plant die Errichtung von Häusern mit 1000 Wohnungen auf einer Fläche von 18 Hektar in Frankfurt Unterliederbach, westlich und teilweise nördlich des Hortensienringes (Bebauungsplans Nr. 926 Parkstadt II wer gerne in „Parlis“ nachgucken möchte).
Nun ist der Wohnungsbau sicherlich in gewisser Weise nötig, und auch wir verstehen, dass man nicht gegen jedes Bauvorhaben ankämpfen kann. Im Falle des entsprechenden Gebietes gibt es jedoch gewichtige Argumente, die gegen eine Bebauung sprechen, dass wir die Bürger*innen ganz Frankfurts auffordern möchten, sich dagegen auszusprechen.

Im schon erwähnten Bebauungsplan steht, dass die Fläche eigentlich als Siedlungsgebiet galt, dann aber im Zuge der Seveso-III-Richtlinie als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen wurde. Also eigentlich sollte man dort nicht bauen, es sei denn, so weiter der Bebauungsplan, dass man zwischen den „Schutzzielen der Seveso-III-Richtlinie einerseits und den Entwicklungszielen der Stadt Frankfurt am Main [...] andererseits, abwägen muss“ (Bebauungsplan 926 Dokument M18).

Verstehe ich das recht? Seveso-III gilt zwar, aber nur wenn man eh nicht bauen will? Okay, Sarkasmus ist hier vielleicht nicht angebracht, aber ein Störfall fragt halt nicht nach, ob der Bau der Häuser den Entwicklungszielen der Stadt entsprach.

Aber wägen wir trotzdem ab: Der Bedarf an Wohnraum besteht. Doch besteht er in diesem Maße? Wird Frankfurt wirklich so stark weiterwachsen oder wird der Bedarf an Wohnungen vielleicht doch langsam abnehmen, man denke an die Folgen der Coronakrise und steigende Raten von Homeoffice Nutzungen?

Dies wäre zu diskutieren, aber unser besonderes Augenmerk gilt dem Potential des Gebietes für ganz Frankfurt. Zwei Punkte sind besonders hervorzuheben. Im Regionalen Flächennutzungsplan (Reg FNP) ist das Land als landwirtschaftliche Vorrangfläche ausgewiesen und im Klimaatlas sowie Klimagutachten als Kaltluftentstehungsgebiet definiert.

Zwar wurde eine Abweichung vom Flächennutzungsplan im Februar 2020 beantragt und dem auch zugestimmt (Beschluss der Regionalversammlung Südhessen zur Drs. Nr. IX / 118.1). Die Auflagen zu der Zustimmung lassen aber erkennen, warum das Gebiet eine hohe Wertigkeit besitzt.

Besonders die kühlende Funktion von Freiflächen in und neben der Stadt wird in Zeiten von Rekordhitzesommern immer bedeutender. Dass sich das Gebiet tagsüber weniger aufheizt und nachts schneller abkühlt, wurde in Gutachten nachgewiesen. Es entsteht dort kühle Luft, die nachzieht wenn die warme Luft der Stadt nach oben steigt. Durch die vorherrschende Windrichtung kommt die kalte Luft auch in der Stadt an. Durch die Bebauung würde der kühlende Einfluss zunichte gemacht werden.

Die wertvollen und ertragreiche Böden (Parabraunerden mit einer Auflage von 6 m ohne Steine), die überbaut werden sollen, haben großes Potential für die Nahversorgung der Stadt. Der ansässige Landwirt Dieter Christian schreibt in seinem Ertragsgutachten: „Eine weitgehend regionale Versorgung der Anrainer Stadtteile Unterliederbach, Höchst, Zeilsheim und Sindlingen mit frischem Obst und Gemüse und kürzesten Transportwegen ist unter den Bedingungen des ökologischen Landbaus auf dem Gebiet des Plantariums möglich“. Man sollte bei der Betrachtung der Böden auch ihre Tiefgründigkeit und ihre Fähigkeit zur Wasserspeicherung nicht außer Acht lassen.

Der Schutz des Klimas, der Erhalt der Böden und die Seveso-III-Richtlinie sprechen für uns klar gegen eine Bebauung und wir fordern daher die Stadt auf ihrem eigenen integrierten Stadtentwicklungskonzept Frankfurt zu folgen. Dort steht: „Die Sicherung und Entwicklung von Grün- und Freiräumen werden als wichtige Elemente einer hohen Lebensqualität weiterhin gefördert und Offenland bleibt für die Durchlüftung und Kaltluftentstehung erhalten.“ Dem stimmen wir zu und unterstützen ausdrücklich die Initiative der Gruppe Initiative „PLANTARIUM statt Parkstadt II“, die sich gegen die Bebauung wehrt.

Um die Wertigkeit des Bodens und das Potential des Gebietes zu verdeutlichen, plant die Gruppe einen Gemeinschaftsgarten einzurichten. Bürger sollen zusammen mit den beteiligten Landwirten einzelne Parzellen bewirtschaften. Umweltpädagogische Programme, die das Verständnis zwischen Bürgern und Landwirtschaft und für die Kulturlandschaft fördern sind auch geplant. Besonders für die anliegenden Kitas und Schulen präsentiert sich hier eine einzigartige Möglichkeit mehr über Landwirtschaft, Ernährung und Kulturgeschichte zu lernen. In Hinblick auf weitere Belastungen des Frankfurter Westens durch Beton und Verkehr durch den bereits geplanten Bildungscampus bestreiten wir, dass der Nutzen der Bebauung die Risiken für Klima, Boden und alle Frankfurter*innen überwiegt.

Wer an einer Mitarbeit in der Gruppe Pantarium interessiert ist, oder sogar eine Parzelle im Gemeinschaftsgarten anmieten möchte, wende sich an die Adresse im ---> Flyer.

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