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Pressemitteilung: Wir bringen das Frankfurter Wasser zurück in die Natur des Vogelsbergs

16. Juli 2022: Wasserlauf von Frankfurt bis zur Niddaquelle am Hoherodskopf.

Richtungsweisendes Schild für Wasserlauf Immer dem Pfeil nach  (© WR Hansen)

Eine Gemeinschaftsaktion der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), der Schutzgemeinschaft Vogelsberg, der Naturfreunde Hessen, des NABU Wetterau und Vogelsberg, des Vereins Oberhessen und des BUND Kreisverbands Frankfurt. Diese Aktion wird von siebzehn Kommunen wie Alsfeld, Büdingen, Grebenhain und Schotten sowie Unternehmen und Banken unterstützt.


Frankfurt, 05.07.2022 – Diese sportlich-fröhliche Aktion für Jogger, Skater und Radlerinnen soll die Menschen darauf aufmerksam machen, dass die Stadt Frankfurt zu viel Wasser aus dem Vogelsberg bezieht, um ihre Trinkwasserversorgung sicherzustellen. Das führt im Vogelsberg zum erheblichen Absinken des Grundwassers und damit zum Sterben von Wäldern sowie zum Trockenfallen von Feuchtgebieten und Quellen. Im Sommer müssen Kommunen dort schon Wasser mit Tankwagen heranschaffen, um ihre Bürger zu versorgen.

Dafür, wie der Wasserbezug aus dem Vogelsberg reduziert werden könnte, bietet das neue Wasserkonzept der Stadt Frankfurt zahlreiche Anhaltspunkte, jedoch nur in Ansätzen zielgerichtete Maßnahmen. Der BUND Frankfurt hat das Wasserkonzept einer eingehenden Analyse unterzogen und in seiner schriftlichen Stellungnahme dargestellt, wie Frankfurt erhebliche Einsparpotentiale für Trinkwasser realisieren sowie die Förderung von Trinkwasser auf dem Stadtgebiet substantiell erhöhen könnte. Die entsprechenden Berechnungen führen zu dem Ergebnis, dass der Eigenanteil der Frankfurter Wasserversorgung fast verdoppelt werden könnte, nämlich von derzeit 25 auf 47 Prozent. Dementsprechend könnte die Bezugsmenge aus dem Vogelsberg deutlich reduziert werden. Das würde sehr zur Erholung der Vogelsberger Natur sowie ihrer Feuchtgebiete und Quellen beitragen. Darauf soll auch der Wasserlauf aufmerksam machen.

Start am BUND-Stand auf dem Alten Flugplatz in Kalbach/Bonames

Am 16. Juli 2022 ab 08:00 Uhr werden die Teilnehmer:innen aus ihren Stadtteilen sternförmig zum Alten Flugplatz Kalbach/Bonames kommen und Frankfurter Trinkwasser mitbringen. Alle Bürger:innen sind eingeladen, sich zu beteiligen. Treffpunkt ist der Stand des Naturschutzverbandes BUND, auf dem die angespannte Trinkwassersituation der Stadt Frankfurt auf Plakaten dargestellt und erläutert wird. Die aktuelle Stellungnahme des BUND wird zur Einsicht bereitliegen. Ab 09:00 wird das Wasser weiter nach Bad Vilbel gebracht. Dort übernehmen es die Naturfreunde Hessen. Auf den weiteren Etappen übernehmen der NABU Wetterau in Assenheim und der Verein Oberhessen in Nidda. Ab 13:00 versammeln sich die Wasserläufer und Radler bei der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) am Nidda-Stausee in Schotten.

So wird das Wasser etappenweise von Frankfurt bis zum Niddastausee gebracht. Die Teilnehmer:innen können ganz nach Lust und Kondition soweit mitlaufen oder -fahren, wie sie mögen. Entlang der Nidda kommen immer wieder neue Teilnehmer hinzu. Vom Stausee in Schotten wird ein Fahrrad-Konvoi weiterfahren bis zum Quellgebiet der Nidda am Hoherodskopf und dort gegen 17:00 Uhr das Frankfurter Wasser ausschütten – also der Natur wieder zurückgeben.

Der BUND Frankfurt präsentiert in seiner Stellungnahme zum Wasserkonzept 35 Forderungen

Der BUND Frankfurt hat die Ergebnisse seiner Analyse des Wasserkonzeptes in einer 23-seitigen Stellungnahme dokumentiert und zusammen mit der Pressemitteilung vom 23.06.2022 auf der Homepage veröffentlicht sowie zum Download gestellt. Darin sind 35 Forderungen für die Verbesserung der Trinkwasserwirtschaft formuliert. Hier folgen die acht wichtigsten dieser Forderungen zur Verbesserung der Frankfurter Trinkwassersituation und zur Schonung des Umlands einschließlich des Vogelsbergs vor der derzeit zu hohen Wasserentnahme. Darauf soll auch der Wasserlauf aufmerksam machen:

1. Sanierung der städtischen Wasserwerke

Gemäß dem „Regionalen Wasserbedarfsnachweis“ von Hessenwasser aus 2018 könnten die Fördermengen im Rahmen der vorliegenden Wasserrechte deutlich erhöht werden. Dazu bedürfte es der Sanierung von Wasserschutzgebieten und der Erweiterung der Infiltration von Mainwasser.

2. Reaktivierung städtischer Gewinnungsanlagen

Die Stadt verfügt über eine Reihe stillgelegter Brunnen, die für die Bereitstellung von Brauchwasser reaktiviert werden könnten.

3. Beseitigung von Verlusten im Wasserleitungsnetz

Durch Leckagen und poröse Leitungen im Rohrnetz gehen jährlich mehrere Millionen Kubikmeter Trinkwasser verloren. Diese Missstände müssen behoben werden.

4. Verbesserung der Grundwasserneubildung durch die Versickerung von Regenwasser

Regenwasser, das in Kanäle abgeleitet wird, geht der Vegetation und dem Grundwassers verloren. Es müssen mehr Retentionsflächen und Rigolen angelegt werden, um das Wasser zu versickern und so dem Grundwasser zuzuführen.

5. Bau von Zisternen für die Nutzung von Regenwasser als Brauchwasser.

Niederschlagswasser von Dächern und versiegelten Bodenflächen muss in Zisternen gesammelt werden, um es der weiteren Nutzung zuzuführen, z.B. zum Gießen von Bäumen und Grünflächen.

6. Konsequente Einführung separater Leitungsnetze für Brauchwasser

Brauchwasser sollte statt Trinkwasser z. B.  zum Spülen von Toiletten sowie zur Bewässerung von Grünflächen verwendet werden. Brauchwasserleitungsnetze sollten besonders für Neubaugebiete verpflichtend werden.

7. Aktuelle Bebauungspläne müssen die Maßnahmen und Ziele des Wasserkonzeptes umsetzen

Die Umsetzung des Wasserkonzeptes in Bebauungsplänen ist noch nicht erkennbar, so im B-Plan 556Ä für das ehemalige Polizeipräsidium und das umgebende Areal (s. BUND-Pressemitteilung vom 31.05.2022).

8. Vermeidung der Gefährdung von Wasserschutzgebieten

Nach gegenwärtigem Planungsstand läge der seit fünf Jahren in der Vorplanung befindliche Neue Stadtteil der Quartiere zum überwiegenden Teil im Wasserschutzgebiet Praunheim 2. Das ist nicht hinnehmbar.

 

Der BUND Frankfurt erwartet von der Stadt Frankfurt sowie von den Versorgungsunternehmen Hessenwasser und Mainova, die das neue Wasserkonzept mitverfasst haben, dass die erforderlichen Maßnahmen zur Stabilisierung und Revision der Wasserversorgung der Stadt sowie die Entlastung der Gewinnungsgebiete Hessisches Ried, Vogelsberg, Burgwald und Kinzigtal zeitnah in Angriff genommen werden. Diese Forderung erfolgt im Einvernehmen mit dem Aktionsbündnis Wasserlauf 2022 und den unterstützenden Kommunen, Unternehmen und Verbänden.
(s. www.wasserlauf-2022.de)

 

Dokumente zum Download:
Frankfurter Wasserkonzept
BUND-Stellungnahme zum Frankfurter Wasserkonzept
BUND-Pressemitteilung

 

Kontakt

Wolf-Rüdiger Hansen, BUND Kreisverband Frankfurt,

Kasseler Str. 1a, 60486 Frankfurt, Telefon: 069 – 979 489 68,
E-Mail: geschaeftsstelle(at)bund-frankfurt.de- www.bund-frankfurt.de

Mobil: 0171 – 2257 520, E-Mail: ruediger.hansen(at)bund-frankfurt.de