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Pressemitteilung: Die neue Frankfurter Starkregen-Gefahrenkarte: eine Herausforderung für Gefahrenabwehr und Wasserwirtschaft

Der BUND Kreisverband Frankfurt fordert, die Starkregen-Gefahrenabwehr integriert mit der Grundwasservorsorge und der Brauchwassernutzung zu betreiben.

Auf einer baumfreien Fläche im Wald ist eine große Mulde im Boden, in der ein wenig Wasser steht. Regenrückhaltung im Wald bei Rosbach v.d.H

Frankfurt, den 12.08.2022 - Der BUND Kreisverband Frankfurt fordert die Stadt Frankfurt nach ihrer Veröffentlichung der Starkregengefahrenkarte auf, unverzüglich und in vermehrtem Umfang Maßnahmen zur Schadensabwehr bei Starkregenereignissen durchzuführen. Solche Ereignisse gibt es bereits in verschiedenen Bereichen der Stadt, was immer wieder mit überfluteten Straßen, U-Bahn-Tunneln und Tiefgeschossen verbunden ist. Damit einhergehende Schäden sind bekannt. Experten sind sich einig, dass Starkregenereignisse im Zuge des Klimawandels immer heftiger und in kürzeren Intervallen auftreten werden. Was also ist zu tun? Der BUND hat dazu eine Analyse unter dem Titel „Kommentare und Forderungen“ verfasst, die im Internet zur Verfügung steht (s.u.).

Zunahme der Starkregenereignisse durch die Temperaturerhöhung unserer Atmosphäre

Der Ausstoß von Kohlendioxyd und weiterer Stoffe führt dazu, dass sich unsere Atmosphäre und die Ozeane immer mehr erwärmen. In gleichem Maße steigen die Wasserverdunstung und die Wasseraufnahmefähigkeit der Luft. Die Wolken, die über das Land geweht werden, tragen folglich größere Wassermengen mit sich als früher. Starkregen entsteht dann, wenn der größere Wassergehalt solcher Wolken über kleineren Flächen als bisher abregnet.

Bei weniger heftigen Regenfällen über Wäldern, Wiesen und Feldern kann das Wasser langsam abfließen oder auf der Fläche verbleiben und versickern. Unsere intensive mit immer schwereren Maschinen betriebene Land- und Forstwirtschaft hat jedoch dazu geführt, dass durch die Anlage von Gräben hin zu den Bächen das Wasser immer schneller abgeführt wird. Im Frankfurter Umfeld fließt es insbesondere in die Taunusbäche, in Nidda und Main, in den Rhein und dann in den Atlantik.

Trotz Starkregen: seit Jahrzehnten verringert sich unser Grundwasservorrat

Die Menge an Süßwasser, die auf der Erde im Rahmen des Wasserkreislaufes zur Verfügung steht, ist immer gleich. Aber das Wasser steht nicht mehr an der richtigen Stelle zur Verfügung. So hat das Hessische Landesamt für Naturschutz ermittelt, dass die Einträge ins Grundwasser in den letzten 20 Jahren um 27 Prozent zurückgegangen sind. Schuld daran tragen die immer länger werdenden Trockenperioden im Winter wie im Sommer, der Mangel an Schnee und die vermehrten Starkregen. Letztere deswegen, weil sich die Kommunen bisher meist nicht anders zu helfen wissen, als das Starkregenwasser möglichst schnell über die Bäche und Flüsse abzuleiten. Damit wird es der Versickerung ins Grundwasser entzogen. In städtischen Bereichen fördert der hohe Versiegelungsgrad die Hochwasserbildung und blockiert die Versickerung ins Grundwasser. Der Wasserkreislauf über Ozeane und Atmosphäre geht zwar weiter, aber ohne das Grundwasser aufzufüllen. Daraus folgt:

Maßnahmen zur Gefahrenabwehr gegen Starkregenereignisse dienen gleichzeitig der Aufstockung der Grundwasservorräte.

Die Brauchwasserbewirtschaftung ist als ergänzende Maßnahme unerlässlich

Aller Voraussicht nach werden Starkregenfälle in Zukunft immer heftiger und in immer kürzeren Intervallen niederkommen. Damit tragen sie kontinuierlich zur Reduktion der Grundwassermengen bei, was wiederum zu einer immer angespannteren Lage der Trinkwasserversorgung führt, besonders in einer Metropolregion wie Frankfurt. Die Schwierigkeiten der Trinkwasserversorgung in Frankfurt wurden in den letzten Monaten aus Anlass des neuen Wasserkonzeptes umfänglich öffentlich diskutiert. Nun stellt sich ergänzend dazu die Frage, wie man die Eindämmung der Starkregenereignisse so betreiben kann, dass die Grundwassereinträge wieder drastisch erhöht werden. Das Frankfurter Wasserkonzept schweigt sich dazu weitgehend aus.

Die Wege dahin gehen über effektive Retentions- und Versickerungsmaßnahmen sowie über die Anlage von Zisternen. Retentions- und Versickerungsmaßnahmen müssen bereits außerhalb der Stadt, besonders am Taunushang durchgeführt werden, um auch die Starkregen über Wald-, Landwirtschafts- und anderen Naturflächen zurückzuhalten. Vorhandene Gräben für die schnelle Wasserableitung wirken kontraproduktiv und müssen wieder zugeschüttet werden. An den Randbereichen der Stadt müssen die ankommenden Wassermengen so stark begrenzt werden, dass sie von den Bächen und den Kanälen aufgenommen werden können. In den Siedlungsgebieten müssen entsprechend große Retentions- und Rückhalteflächen angelegt werden. Im Riedbergviertel kann man sich entsprechende wirkungsvolle Retentionsmaßnahmen anschauen.

Schwammstadt nur mit umfänglichen Brauchwassersystemen wirksam

Überall in der Stadt, insbesondere aber in Neubaugebieten, müssen große Zisternen angelegt werden, in die Niederschlagswasser hineinlaufen kann. Architekten und Stadtplaner sprechen dabei gerne von Schwammstadt. Allerdings haben solche Zisternen nur dann einen Sinn, wenn das darin gesammelte Wasser auch verbraucht wird: für die Bewässerung der Grünflächen (sei es privat oder durch das Grünflächenamt), der Stadtbäume, für Toilettenspülung, gewerbliche Zwecke usw. Damit könnte ein erheblicher Bedarf an Trinkwasser substituiert und der Bedarf an Grundwasser entsprechend vermindert werden. Durch den Verbrauch wird in den Zisternen wieder Kapazität für weitere Starkregenfälle geschaffen. Bisherige Wasserentnahmegebiete wie der Vogelsberg wären den Frankfurtern dankbar, wenn auf diese Weise die Entnahme von Grundwasser aus der Umgebung reduziert würde.

Somit ergeben sich im Anschluss an die Veröffentlichung der Starkregen-Gefahrenkarten diese Herausforderungen für die Stadt Frankfurt zur Abwehr der Starkregengefahren, zur signifikanten Reduktion des Trinkwasserbedarfes und zur Steigerung des Grundwassereintrags:

  1. Retentions- und Versickerungsflächen schaffen 
  2. Flächen entsiegeln
  3. Neuversiegelung reduzieren 
  4. Zisternen anlegen (Schwammstadtkonzept) 
  5. Brauchwasser-Leitungssysteme einführen.

Weitere Informationen in der BUND-Broschüre (15 Seiten) „Kommentare und Forderungen zu den aktuellen Starkregen-Gefahrenkarten der Stadt Frankfurt am Main“ BUND Kreisverband Frankfurt.


Pressemitteilung zum Download


Kontakt
Wolf-Rüdiger Hansen, BUND Kreisverband Frankfurt,
Kasseler Str. 1a, 60486 Frankfurt,
Telefon: 069 – 979 489 68,
E-Mail: geschaeftsstelle@bund-frankfurt.de - www.bund-frankfurt.de