Naturschutzgebiet Schwanheimer Dünen

Laut Prof. Grzimek (1987) "…ist das Schwanheimer Feld ein zusammenhängender, großflächiger Naturraum, der durch seine Vielfältigkeit besonders naturerhaltend wirkt. Bis jetzt konnte sich die Natur hier trotz Großstadtnähe und benachbarter Industrieansiedlung leidlich gut behaupten. Das Nebeneinander von Kulturland, Brache, Feuchtflächen, Trockenrasen und alten Obstbeständen, auch die Lage zwischen Wald und Main schaffen geeignete Bedingungen, um den Ansprüchen der vielen dort vorkommenden Tier- und Pflanzenarten gerecht zu werden. Daher sind gerade dort viele Arten der Roten Liste anzutreffen."

Damit dies so bleibt, steht das Binnendünengebiet vor den Toren Frankfurts seit 1984 unter Naturschutz. Die unter Schutz stehende Fläche wurde Ende 2002 aufgrund eines vom BUND Frankfurt in Auftrag gegebenen Gutachtens von 38 Hektar auf fast 60 Hektar erweitert. Parallel dazu wurde das gesamte Gebiet als FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) an die EU-Kommission in Brüssel gemeldet und gilt damit als ein wichtiges Trittsteinbiotop im europäischen Natura 2000-Netz. Der kalkfreie Sand, der die Dünen bildet, wurde vor etwa 10 000 Jahren durch Stürme in der letzten Nacheiszeit in Südhessen abgelagert, es bildeten sich Binnendünen.

Die Düne in ihrer heutigen Form entstand erst Anfang des 19. Jahrhunderts. Damals wurden die bis dahin mit einem Kiefern-Eichen-Steppenwald bewachsenen Sandflächen gerodet und an Bauern verkauft, die dort Obstbäume anpflanzten. Diese fielen jedoch zum großen Teil längeren Trockenperioden zum Opfer und es entwickelte sich einer der bedeutendsten Sandmagerrasen-Standorte in Hessen.  

An diesen Lebensraum in einer Kulturlandschaft mit extrem nährstoffarmen Böden hat sich im Laufe der Zeit eine Reihe von hochspezialisierten Pflanzen und Tieren angepasst: Hier blühen im Sommer die Sand-Grasnelke, das Echte Tausendgüldenkraut und die Sand-Strohblume. Flechten und Silbergras sind auf offene Sandflächen angewiesen, ebenso wie die Kreiselwespe und Sandbienen, die ihre Kinderstuben dort einrichten.

Die trockenen Rasenflächen liebt auch die Zauneidechse. Auf ihrem Speiseplan stehen wärmeliebende Heuschrecken mit so hübschen Namen wie "Blauflügelige Ödlandschrecke", "Rote Schnarrschrecke" oder "Gemeine Sichelschrecke". Die in Hessen vom Aussterben bedrohten Kreuz- und Wechselkröten laichen in kleinen, im Frühjahr nur kurz bestehenden Tümpeln, Grasfrosch und Erdkröte bevorzugen das Wasser an den Ufern der größeren Sandgruben. In den umgebenden Mähwiesen und Hecken haben Feldhase und Rebhuhn ihre Jungen versteckt.

Die alten Bäume der Streuobstwiesen bieten den Höhlenbrütern wie Steinkauz und Wendehals wichtige Brutplätze. Im Frühjahr sind Gartenrotschwanz, Nachtigall und Pirol zu hören. Der Neuntöter schätzt die mageren Wiesenflächen, der Eisvogel das klare Wasser der Schmitt'schen Grube als Jagdrevier. 

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Sand an mehreren Stellen abgebaut und die entstandenen Gruben zum Teil mit unterschiedlichen Materialien der Hoechst AG und der Kommune verfüllt. Die verbliebenen Obstbaumbestände wurden bis zum 2. Weltkrieg bewirtschaftet und bis Mitte der siebziger Jahre mit Schafen beweidet. Seit dem verwilderte das Gebiet zunehmend und wurde von Brombeeren überwuchert.

Ein Lebensraum für die vielen geschützten Arten drohte zu verschwinden. Seit Anfang der neunziger Jahre allerdings verbessert sich die Situation. Der Ortsverband Südwest des BUND hat einige Flächen in ehrenamtlicher Arbeit entbuscht und neue Obstbäume gepflanzt, Mitarbeiter der Reha - Werkstadt „Roter Hamm“ des Frankfurter Verbandes pflegen die Bäume und ernten Obst, das in der eigenen Kelterei im Frankfurter Stadtteil Niederrad zu BIOLAND-Saft verarbeitet wird: eine ökologisch und sozial gelungene und unterstützenswerte Arbeit! Weitere Informationen dazu unter Telefon 069/66 544 – 213.

Seit dem Jahr 2001 wird der Kampf gegen den Vormarsch der Brombeeren außerdem von vielen hungrigen Mäulern unterstützt: In einer Blitzaktion rettete der BUND damals mit Spendengeldern von BUND-Mitgliedern und Tierfreunden eine Herde Moor- und Heidschnucken vor dem Schlachter. Sie waren Opfer eines betrügerischen Geschäftes geworden. Unter der Obhut eines Schäfers sorgen die wolligen Rasenmäher nun dafür, dass Silbergras, Neuntöter und die Blauflügelige Ödlandschrecke optimale Lebensbedingungen vorfinden.  

Ein vom BUND in Auftrag gegebener Beweidungsplan koordiniert weitere Entbuschungs- und Pflegemaßnahmen. Denn die einzigartige Dünenlandschaft ist nicht nur vom Straßenbau ringsum bedroht.

Konkurrenzlose Einwanderer wie der Japanische Staudenknöterich und der Riesenbärenklau machen geschützten Pflanzen den Lebensraum streitig und der verkehrsbedingte Stickstoffeintrag durch die Luft begünstigt die Ansiedlung unerwünschter Konkurrenten, z.B. Brombeeren und Robinien. Dazu kommen die ungezählten Besucher aus dem Rhein-Main-Ballungsraum, die Erholung im Naturschutzgebiet suchen. Auf Anregung des BUND wurde durch das Kerngebiet der Schwanheimer Dünen ein Bohlenweg errichtet, auf dem Besucher die Natur vor Ort genießen können - ohne ihr zu schaden.

Doch auch in den anderen Teilen des Naturschutzgebiets gelten zwei grundsätzliche Verhaltensregeln: Auf den Wegen bleiben und - bitte - den Hund an die Leine nehmen. Denn nur mit Rücksicht und Weitsicht wird dieser Naturschatz in Frankfurt Zukunft haben!  

Kontakt

Heidi Wieduwilt


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